Ein Reisetagebuch

Aktualisierungen:

- am 02. Oktober in Fitzroy Crossing

- am 08. Oktober in Broome

- am 15. Oktober in Coral Bay

- am 20. Oktober in Perth

- am 24. Oktober in Margaret River

- am 27. Oktober in Adelaide

- am 29. Oktober in Kincscote (Kangaroo Island)

- am 01. November in Halls Gap (Grampians NP)

- am 05. November in Melbourne

- am 11. November auf Tasmanien

- am 16. November in Hobart

- am 23. November in Niedermuhlern... Alles hat mal ein Ende!

 

Am 15. September 2012 ging's los...

Mit der A380 flogen wir nach Singapore, wo wir uns ein paar Tage anklimatisierten, bevor wir zum Ausgangspunkt unserer Australienreise, nach Darwin ins Top End des fünften Kontinents weiterreisten.

 

Dienstag, 18. September 2012 / Singapore

Heute Abend machen wir dem Formel 1-Zirkus Platz. Bereits jetzt ist die Rennstrecke durch die Stadt mehrheitlich abgesperrt und die Installationen sind massiv. Wir Fussgänger werden aufgrund der Gitterzäune und Tribünenbauten immer wieder zu Umwegen gezwungen. Aber zumindest stinkt‘s und röhrt‘s noch nicht den ganzen Tag.

Die Erlebnisse und Eindrücke in Singapore sind vielfältig: Einerseits sahen wir leider nur wenig von der einstigen Kolonialstadt, andererseits ist die neu entstandene – und immer noch entstehende – Retorten-Metropole sehr eindrücklich. Dafür wissen wir jetzt: Es gibt einen Ort, wo das Bier noch teurer ist als in Norwegen…

Es ist ein Wechselbad der Gefühle: Damit meine ich die Temperaturschocks beim Betreten bzw. Verlassen von Gebäuden. Von extrem feuchter Hitze in die klimatisierten (tiefgekühlten) Shoppingcenters, Restaurants etc. und dann wieder zurück in die „Tropen“. Man kann kaum sagen, was angenehmer ist, denn nach einem Walk durch die Gardens by the Bay flüchteten wir dankbar in die Mall des Marina Bay Sands um uns abzukühlen!

Gute Touristen wie wir sind, haben wir natürlich eine Stadtrundfahrt gemacht, den Botanischen Garten besichtigt und uns vom Singapore Flyer aus eine Übersicht verschafft. Der Food Trail, eine Ansammlung von Strassenküchen, wie sie früher mal authentisch waren, bot am ersten Tag unsere Mittagsverpflegung; günstig und lecker! Den Sky Park auf dem Marina Bay Sands Hotel (oder wie das Teil heisst) haben wir jedoch ausgelassen. Das Wetter ist zu wenig klar, als dass es sich lohnte, zweimal in die Höhe zu steigen.

Etwas vom Eindrücklichsten wir lieben sie in jeder grossen Stadt – sind die „Exoten-Viertel“ Little India und Chinatown. Bunt, lebendig und vor allem abends brodelnd, strömen sie Lebensgefühl aus. Die Gerüche sind genauso speziell wie das Verhalten der Bewohner. In beiden Vierteln haben wir abends was gegessen und die Passanten, Einheimische wie Touristen, beobachtet.

Die berühmte Orchard Road kann man getrost weglassen, wenn man mal nicht so viel Zeit in der Stadt verbringen will. Natürlich ist das Shopping Center in der Fussgängerunterführung gewaltig und die Kunstgallerien bieten interessante Stücke an; aber kaufen kann man hier eh nichts. Zudem sind unsere Koffer für den Outback Trip bereits prall gefüllt und wir müssen gut verteilen, dass die einzelnen Stücke kein Übergewicht für den Flug nach Darwin aufweisen.

Unser Stopover Aufenthalt in Singapore nähert sich dem Ende. Der Flug in der A380 war sehr angenehm und planmässig verlaufen. Nicht dass wir uns schon auf den Rückflug freuen, aber bei dem erlebten Feeling macht uns die lange Rückreise ab Sydney jedenfalls keine Angst ;-)

 

Mittwoch, 19. September 2012 / Darwin

Mittels Nachtflug sind wir heute morgen früh in Darwin eingetroffen; finster war’s… Ein paar Stunden Schlaf im Schatten der Palmen am Hotelpool haben gut getan. Nun geht’s auf zur Erkundung der paar Sehenswürdigkeiten. Die Stadt, die Mitte der 70er von einem Tropensturm zum zweiten Mal nach dem WWII zerstört und wieder aufgebaut wurde, hat entsprechend nicht viel historisches zu bieten. Die neu gestaltete Waterfront ist aber auch ganz nett: 1-2 Bier im obligaten Irish Pub und wir sind zu Hause. Auch auf den Sonnenuntergang an der Beach freuen wir uns schon – schliesslich ist klarstes Wetter (wenngleich bewölkter Himmel bessere Fotos gibt) bei rund 30 °C. Doch Vorsicht: Hier gibt’s die bissigen Salties… (nein, das sind keine Crackers sonder Crocos)!

Und dann wollen wir noch den Einkaufszettel schreiben, denn ab morgen wird selber gekocht!

Vorhin waren wir übrigens noch im Tourist Office die letzten Tipps für die ersten Tage abholen – von uns aus kann’s losgehen!

 

Donnerstag, 20. September 2012 / Darwin - Litchfield NP

Unglaublich: Die Rezeptionistin in der Mirambeena Lodge hat kaum den Hörer aufgelegt, schon steht das bestellte Taxi vor der Tür. 20 Minuten später sehen wir unser ‚Bushtaxi‘, den Landcruiser J7, der für die nächsten 5 Wochen unser Transportmittel und unsere Unterkunft darstellt. Über 100‘000 km auf dem Buckel, sieht aber aus wie neu. Paul vom TCC (www.travelcar.com.au) gibt sich viel Mühe, uns die letzten Bedenken zu nehmen und auch den abgef… (ja auch abgefahren war er) Reservereifen lässt er noch austauschen.

Grosseinkauf bei Coles und wir sind on the road. Mit einer Familienpackung Mückenschutzmittel, 40 Liter Trinkwasser, 170 Liter Diesel (ich habe noch nie so lange an einer Tankstelle gestanden) und sonst noch so allem Möglichem, fahren wir in den Litchfield Nationalpark. Zum ersten Mal den 4WD zugeschaltet und 100 m später die erste Wasserdurchquerung! Auch wenn’s nur ca. 40 cm tief war: Sobald man den Weg nicht mehr sieht und die Steine unter den Rädern wegkippen, wird’s einem schon etwas mulmig. Aber daran müssen wir uns wohl gewöhnen. Auf alle Fälle hat sich’s rentiert. Beim Tjaynera Campground (Sandy Creek) verbrachten wir unsere erste Nacht im Rooftent, nachdem wir im Naturpool unter den Wasserfällen ein erfrischendes Bad genommen hatten. Blöd nur, haben sie den Wasserfall eine halbe Stunde vom Camp entfernt gebaut ;-)

 

Freitag, 21. September 2012 / Litchfield NP - Kakadu NP

Vogelgezwitscher zum Sonnenaufgang! Am Vorabend hatten wir noch etwas Ordnung in unser Equipment gebracht. So konnten wir nach dem Frühstück aufbrechen und den Kakadu Nationalpark ansteuern. Vorbei an den eindrücklichen Termitenhügeln wieder fast bis nach Darwin zurück, war es eine lange Tagesetappe. Unterwegs trafen wir noch 2 Girls, die sich uns schon am Vortag als Schweizerinnen zu erkennen gaben: Mit dem ebenfalls bei TCC gemieteten baugleichen Landcruiser machten sie uns auf der OffRoad-Piste im Litchfield Platz, indem sie zur rechten(!) Wegseite auswichen. Die Beiden werden wir vermutlich noch ein paar Mal sehen, da sie die gleiche Reiseroute wie wir geplant haben.

Mittlerweile haben wir auch den Biervorrat aufgestockt und für den Abend Feuerholz gesammelt. Zum Nachtessen gibt’s ein riesen Rindssteak. Der Preis für’s Fleisch kompensiert rundweg die Alkoholkosten ;-)  Nun sitzen wir Beide ganz alleine am Lagerfeuer am Sandy Billabong und geniessen die Ruhe, die Mosquitos und den Mondschein…

 

Samstag, 22. September 2012 / Kakadu NP (Jim Jim Falls) - Mary River Roadhouse

Krokodile haben wir - trotz Warnschildern beim Wasserloch - keine gesehen. Auf dem Weg zurück in die Zivilisation hoppeln die Kangaroos an uns vorbei, die wir schon am Vorabend beobachten konnten. Ganz offensichtlich haben auch sie keine Auseinandersetzung mit einem der gefürchteten Salties (Salzwasserkrokodile) gehabt.

Noch haben wir unseren Tagesrhythmus nicht gefunden aber für die Zubereitung eines Kaffees in der Bodumkanne reichts jeweils noch aus, bevor wir das nächste Ziel ansteuern. Heute sind es die JimJim Falls, die zwar ausgetrocknet sein dürften, aber der Weg ist schliesslich das Ziel.

Und wie diese Aussage stimmt: Zuerst die 'corrugated road', eine hierzulande übliche, ausgewaschene Sandpiste mit Querrillen, dass jedes Waschbrett neidisch wird. Dann noch 10 km Off Road (für australische Verhältnisse wohl einfach eine unbefestigte Nebenstrasse) und zum Dessert eine Wanderung über Stock – nein Stein; eine schliesslich doch anspruchsvolle Felskraxelei, um wieder mal ein krokodilfreies Bad in einmaliger Felskulisse zu nehmen.

Auf dem Rückweg den Abzweiger zu den Twin Falls verpasst und schon sind wir auf dem Weg zum Mary River Roadhouse. Zuerst aber noch ein Abstecher für ein weiteres Bad unter den Wasserfällen in der Barramundie Gorge. Australien, ein Land der Water Falls? Nun aber nichts wie los, die Sonne steht schon tief und in der Dämmerung, bzw. Nachts ist mit Tieren bis zur Grösse von Pferden, Kühen oder mancherorts mit (4-beinigen) Kamelen auf der Strasse zu rechnen – kein Spass im Dunkeln, erst recht wenn man bedenkt, dass die bisher gesichteten Pferde allesamt schwarz waren ;-)

Nun: Wer denkt, dass eine Saturday Night in einem Roadhouse in Australien Ähnlichkeit mit Texas aufweist, hat sich geschnitten. Alles was wir beim Eindunkeln antreffen ist eine verschlossene Tür mit der Aufschrift OPEN und 4 frustrierte französische Wanderarbeiter, die kein Benzin für die Weiterfahrt erhalten haben, da hier um 5 Uhr(!) dicht gemacht wurde. Die Platzwartin hatte kein Gehör, was Tankstelle, Shop oder Bar betrifft, hätte aber die Platzgebühr für die Übernachtung gerne einkassiert. Denkste, Du mürrische alte Tante! Wir haben die Franzosen mit ein paar kühlen Bierchen aus unserer Kühlbox glücklich gemacht, auf dem Vorplatz – in Sichtweite der geldgierigen Dame – gemeinsam gegessen und uns früh morgens ohne Bezahlung aus dem Staub gemacht. Dabei hatten wir gedacht, dies sei der richtige Ort, endlich mal mit Einheimischen einen Drink zu geniessen. Wo sind sie bloss, die trink- und gesprächsfreudigen Aussies?

 

Sonntag, 23. September 2012 / Katherine

Von an- und abfahrenden Road Trains geweckt, brechen wir früh auf, um im Nitmiluk NP (Katherine Gorge) eine Kanufahrt zu unternehmen. In Pine Creek gibt’s aber erst mal einen Kaffee und Frühstück bei Mayse’s. Vielleicht hätten wir das lieber sein lassen, denn kaum bei der Kathrine Gorge angekommen, müssen wir vernehmen, dass alle Kanus bis auf weiteres ausgebucht seien; auch für den nächsten Morgen: Keine Chance! Wir wussten ja, dass wir uns nicht alles ansehen können, aber als alte Kanu-Freaks, wäre das wirklich was für uns gewesen.

Nun haben wir halt früher als geplant im Springvale Homestead unser Camp aufgeschlagen, Wäsche gewaschen und Blog geschrieben. Marga’s feine Apérohäppchen und ein kühles Bier trösten rasch über das Verpasste hinweg. Links von uns campiert ein Solothurner Paar, das sich nach der Pensionierung ein Jahr Australien gönnt, rechts von uns ein junges Deutsches Pärchen, hinter uns alles Spanier und die Rezeption wieder mal geschlossen… Ja wo sind sie bloss, diese Aussies?

Robin, Du hattest natürlich mal wieder Recht: Kein Internet im Outback! Schon in Singapore hat’s nicht funktioniert, in Darwin gerade mal bei der Ankunft im Flughafen und ansonsten lauter technischer Probleme, wenn schon mal irgend ein Signal verfügbar gewesen wäre oder kein USB-Slot an der public internet station zum Hochladen von Fotos oder Blog. Darum musstet Ihr Euch auch für all die bisherigen Texte so lange gedulden.

 

Montag, 24. September 2012 / Katherine - Kununurra

Nach dem Bodum-Kaffee verabschieden wir uns von den netten Solothurner Platznachbarn Gabi und Werner, mit denen wir die halbe Nacht gequatscht hatten, und machen uns auf den langen Weg nach Kununurra. Unterwegs liegt Roadkill im Dutzend – alles Kangaroos – und die Strassen sind gesäumt von Boabs, diesen eigenartig anmutenden, unförmigen Bäumen. Zu den obligatorischen 510 km Fahrstrecke nehmen wir noch einen Abstecher zum Lake Argyle unter die Räder. Ein riesiger Stausee mit rund 4 mal der Fläche des Bodensees. Aber es ist einfach zu heiss (über 40 °C), um bereits nachmittags Quartier zu beziehen. Also weiter Richtung Bungle Bungle NP, vorbei an einem lodernden Buschfeuer; im Abstand von 4 m kommen wir ungeschoren davon.


In Kununurra schaffen wirs endlich dank Ritas Hilfe in der Schweiz – unsere Australische SIM-Karte für’s Handy in Betrieb zu nehmen. Die Kommunikation mit dem Fräulein von Telstra war ein Erlebnis sondergleichen. Auf einem Rastplatz richten wir uns für die Nacht häuslich ein, braten unsere Hamburger und plaudern mit Charly und Cindy (unsere ersten echten Aussies – all is gonna be good, Mate!), einem Paar aus Perth, das sich wie die Lommiswiler ein Jahr Zeit nimmt, den Kontinent zu erkunden. Nur dass sie noch ihre beiden Töchter im Alter von 8 und 9 Jahren und einen Wohnwagen über die staubigen Strassen schleifen… Petra, schwarz wie die Nacht, gesellt sich auch noch auf eine Plauderei dazu, aber dann können wir endlich ungestört unser Nachtessen geniessen.

Was uns nicht so gefällt, sind die Aussichten für Morgen: Im Bungle Bungle herrschen tagsüber 50 °C – mal sehen, ob wir überhaupt aus dem klimatisierten Geländewagen aussteigen werden. Und im Moment, obschon stockdunkel, will ich nicht in’s Bett: Es ist so heiss!

 

Dienstag, 25. September 2012 / Wyndham - Bungle Bungle NP

Die ganze Nacht hören wir immer wieder die Road Trains, die von den Minen im Landesinnern über den Northern Highway Erdreich zur Schiffsverladung nach Wyndham karren. Aber mit dem Kopf an der frischen Luft – das Moskitonetz ist für einmal nicht nötig – schlafen wir so gut, dass uns die Motorengeräusche schon bald so vertraut sind, wie zu Hause die Kuhglocken.

Da wir erst am späteren (ev. kühleren) Abend in den Bungles ankommen wollen, verfolgen wir zunächst die Spur der Trucks nach Norden. Ein nettes Örtchen, dieses Wyndham. Wir lernen viel über die frühen Siedler, die Fleischfabriken als Abnehmer und Zielort der Rindertriebe (Droves) und über die Salties. In der Krokodilfarm entdecken wir auch eine uns bisher unbekannte Spezies der hiesigen Fauna: Der Betreiber entpuppt sich als Prachtsexemplar des Old Fat Lazy Australian Idiots. Hoffentlich sind diese Wesen am Aussterben begriffen.

Dafür war der ältere Herr in der Tourist Info sehr liebenswürdig und die Bedienung im edlen, modernen, sauberen Café schenkte uns zunächst ein bezauberndes Lächeln und dann einen Long Black with Milk ein. Nun aber gen Süden zum Bungle Bungle Nationalpark, sonst wirds finster bis wir dort sind. Schliesslich haben wir mittlerweile gemerkt, dass wir vom NT nach WA eine Zeitzone überschritten hatten und es nun 90 Minuten früher dunkel wird. Die 300 km nehmen wir doch mit links… Schade nur, dass der Park bei unserer Ankunft komplett abgeriegelt ist! Vermutlich waren die angekündigten Temperaturen daran schuld, dass verantwortungsbewusste Betreiber kurzerhand den Laden dicht machten. Auf dem Weg hatten wir noch einen Steinschlag von einem Road Train erhalten und die Windschutzscheibe weist einen derartigen Spalt auf, dass wir kurz mit dem Vermieter Rücksprache nehmen wollen. Dafür fahren wir weitere 90 km südlich, bis wir kurz vor Halls Creek Handyempfang haben um dann wieder umzudrehen, schliesslich wollen wir morgen zur El Questro Station, am Ostende der Gibb River Road… Es ist schon ein weitläufiges Land, dieses Australien!

Mittwoch, 26. September 2012 / El Questro

Kein Vogelgezwitscher, keine Road Trains, nein diesmal sind's Rindviecher. Eine Herde Kühe mit ihren Kälbern und beschützt durch jede Menge imposanter Bullen umzingeln unser Auto auf dem Rastplatz. So ruhig sie sich auch verhalten, wir ziehen es vor, das Frühstück woanders einzunehmen. Rasch ist das Dachzelt zusammengefaltet und weg sind wir. Beim Kaffee im Warmun Roadhouse erfahren wir, dass in den Bungles Buschbrände ausgebrochen seien, weshalb der Park kurzerhand geschlossen wurde (man hat ihn Tage später zwar wieder teilweise geöffnet, für uns war's aber zu spät).

Die Gibb River Road: Eine Legende bei Australienreisenden. Und plötzlich wird alles asphaltiert. Bis zur Abzweigung El Questro jedenfalls ist schon mal alles ‚sealed‘, was der Route natürlich jeden Reiz nehmen würde, wenn das so weiter geht. Dann kommt ja jeder Wohnmobil-Opa hier durch!

Aber die Emma Gorge ist schon eine Wanderung Wert: Wieder einmal über Stock und Stein und als wir wieder beim Auto sind, merken wir erst, wie der zweistündige Ausflug uns geschafft hat. Aber der Pool unter den Wasserfällen war’s eindeutig Wert. Unterwegs noch eine Schönheit angetroffen: Eine schwarze Goanna Lizard (oder so ähnlich) räkelt sich auf einem Stein und wir sehen mit an, wie sie kurz darauf ins Wasser taucht und sich elegant einen Fisch schnappt.

Und später dann, sind wir mal wieder Mensch: Das Hagneck-Feeling runtergeduscht in der sauberen, aber auch reich bevölkerten El Questro Station. Was doch so frisch schamponierte Haare und geschrubbte Füsse ausmachen ;-) Hier treffen wir – wie könnte es anders sein – auch mal wieder auf Schweizer. Fritz und Therese aus Gümligen beabsichtigen, in den nächsten Tagen ebenfalls die Mitchell Falls aufzusuchen. Vermutlich tun wir uns ab der Drysdale Station zusammen; nur so für den Fall der Fälle.

Drüben von der El Questro erklingt jetzt gerade schöner Gitarrensound und eine tolle Frauengesangsstimme. Wir gehen mal kurz auf ein Bier rüber…

 

Donnerstag, 27. September 2012 / El Questro - Drysdale River Station

Duracell-Häschen wir erinnern uns an die Fernsehwerbung: Toby, eine Sängerin und Songwriterin aus Perth, gab für die Gäste des Wilderness Resorts (eine reine Station/Rinderfarm ist die El Questro längst nicht mehr; eher eine Abriss-Touristenfalle) einfach alles. Unglaublich, die Kraft die das Mädchen in ihren Gesang legt und auf ihre Gitarre einwirken lässt. Mit ihrer 3-köpfigen Begleitung fetzte sie, was das Zeug hält bis um 21:30 h. Schliesslich fängt hier, aufgrund des frühen Sonnenuntergangs, auch das Unterhaltungsprogramm früher an als bei uns zu Hause.

Look what followed me home Toby wird nächsten März im Ono in Bern auftreten (www.tobymusic.com.au); ich versuche, sie für einen Auftritt im Bschüttloch zu überreden (bei Jeremy in Fort Worth ist uns das ja auch gelungen).

Die Tanksäule zeigt hier einen Literpreis von $ 2.30 an zum Glück haben wir noch genug Sprit, und so fährt Marga ihre ersten paar hundert km Gravel Road, diverse Flussdurchquerungen inklusive, bis wir am frühen Nachmittag in der Drysdale River Station zu $ 2.03 den Tank füllen. Ein paar coole Drinks und Sprüche mit dem Barkeeper der Station (Achtung: man spricht St Galler Dialekt aufgrund einer Verflossenen) und dann nehme ich ein Bad mit Krokodilen im Miner’s Pool. Marga war vom kühlen Nass nicht zu überzeugen, schliesslich beobachtete uns ein Freshwater Croc aus ca. 10 m Entfernung kritisch. Aber die seien ja nicht aggressiv und ich bin’s auch nicht. So hatten wir beide unseren Spass im Wasser. Aber es ist schon ein komisches Gefühl, wenn einem die zwei Augen hinter der langen Schnauze über der Wasserfläche anblinzeln und man nicht weiss, ob der grosse Bruder oder Big Daddy gerade hinter einem schwimmt.

 

Freitag, 28. September 2012 / Mitchell Plateau

Wie vereinbart, fahren wir die 4 Stunden Holperpiste gemeinsam mit den Gümligern. Trotz grossem Abstand dringt viel Staub ins Wageninnere und alles – inkl. Besatzung – ist rötlich eingefärbt. Den Heliflug über das herrliche Mitchell Plateau lassen wir zwar bleiben, aber trotzdem sind wir von den weitläufigen Palmenwäldern beeindruckt. Natürlich ist es immer noch sehr heiss; seit unserer Ankunft in Darwin stieg das Thermometer täglich über 40 Grad. So genehmigen wir uns eine Abkühlung bei den Little Mertens Falls. Die angezeigten 200 m Wegstrecke legen wir doch glatt in den Flip Flops zurück… Nach einer guten halben Stunde Kletterpartie haben wir dann den Pool doch noch erreicht!

Von unserer Temporärbegleitung zu einem Glas Wein eingeladen, tauschen wir noch unsere bisherigen Ferienerlebnisse und weitere Geschichten aus. Früh geht dann zu Bett, wer morgen grosses vor hat.

 

Samstag, 29. September 2012 / Mitchell Falls

Zum ersten Mal in Ferien klingelt der Wecker. Es ist fünf Uhr morgens und ein kleines Frühstück muss ausreichen. Dann machen wir uns zu viert auf die Wanderung zu den berühmten Mitchell Falls. Natürlich wissen wir, dass in der Dry Season die imposanten Fälle zu kleinen Bächlein geschrumpft sein dürften, aber der Weg dorthin ist einmalig. Noch ist es nicht so heiss und wir kommen gut voran. Statt der angeschriebenen 2.5 Stunden benötigen wir nur rund 1.5. Fritz bewährt sich als unermüdlicher Pfadfinder, dank dem wir schliesslich den schönsten Aussichtspunkt finden; und die Aussicht ist nun mal einfach phänomenal: Die Felsbecken, wo das Wasser über mehrere Stufen hinunterfällt, sind wirklich einmalig und mit keinem der bisherigen Wasserfälle zu vergleichen. In unserer Fantasie sehen wir die zarten Bächlein zu gewaltigen Wassermassen anschwellen.

Auf dem Rückweg noch zweimal die heissen Körper im Wasser abgekühlt und im Lager angekommen, gibt’s dann ein zweites, nahrhaftes Frühstück mit Bohnen und Spiegelei.

Zurück auf der Drysdale Ranch werden wir diesmal nicht von Chappy (ausgesprochen als „Tschäppi“) dem Barman sondern von der hübschen Rhiannon bedient. Den ganzen Abend schwärmt sie davon, in der Schweiz Urlaub zu machen und sie gibt ihr bestes Lächeln, um für ihren bevorstehenden Trip Kontakte zu knüpfen. Wir finden das legitim und hinterlassen auch gleich unsere Adresse, nicht zuletzt im Tausch gegen Ausgeh-Tipps in Melbourne, wo sie herkommt, und ihre Telefonnummer. Man sieht sich anfangs November im Süden wieder – oder auch nicht.

 

Sonntag, 30. September 2012 / Mount Barnett

Gestern fuhren wir ja noch vom Mitchell Plateau runter, damit wir heute eine kürzere Wegstrecke zu bewältigen haben. Ziel ist Mount Barnett, wo wir denn auch bereits vor der Mittagszeit eintreffen. Bei den Aboriginals decken wir uns nochmals mit dem Nötigsten ein und errichten auf dem nahegelegenen Campground unser Lager. Wunderschön am Wasser gelegen, lädt der Platz ein, länger zu bleiben (endlich muss man für ein Bad im Fluss nicht eine halbe Stunde über Felsen klettern). Mal sehen, ob wir morgen, nach der Wanderung zur Manning Gorge, unser Zelt für einmal stehen lassen.

 

Montag, 1. Oktober 2012 / Manning Gorge - Windjana

Juhui, wir sind mal wieder die Ersten. Bei Tagesanbruch sind wir schon fast in der Manning Gorge. Ein bisschen Klettern und ich kann mal wieder ein Bad unter Wasserfällen und ein kleines Frühstück am See geniessen. Auf dem Rückweg treffen wir dann all die anderen: Den Schweizer Pfadfinder, der eine Gruppe Deutscher Touris durch die Gibb River Road schleust, die französische Grossfamilie und das englische Ehepaar.

Nun haben wir aber fürs erste genügend Gorges und Waterfalls gesehen und fahren daher 4 Stunden, bis wir… bei der Windjana Gorge ankommen. Wir kürzen den geplanten Aufenthalt in den Kimberleys etwas ab und werden morgen wohl bereits auf dem Great Northern Highway in Fitzroy Crossing ankommen. Was uns bei den langen Autofahrten eindeutig fehlt, sind die tollen Radiosender, wie wir sie von den US-Highwayfahrten her kennen und schätzen. Falls hierzulande mal etwas über den Äther durchkommt, ist es ein sehr belehrendes, gesprächslastiges Radiosignal, das sich nach einigen Dutzend Kilometern aber eh wieder verliert.

Das kurze aber heftige Gewitter gestern Abend hat für etwas Abkühlung gesorgt, aber bereits um die Mittagszeit ist alles dahin; wir haben sie wieder, unsere 40 Grad! Zwischendurch hat’s noch Pfützen auf der Strecke und dann wird’s so richtig schlammig. Grundsätzlich sind wir also mit dem Staub noch gut bedient.

Wer uns aber stets aufs Neue erstaunt, sind die harten Jungs, die diese holprige Wüstenpiste auf dem Motorrad absolvieren. Hut ab vor solch einer Fahrzeugbeherrschung! Manche von denen haben bereits die Sandpisten von Cape York hinter sich und ich weiss nicht, ob die den Staub jemals wieder aus den Zähnen kriegen werden.

Hoffentlich wird das mit den Abendgewittern nicht zur Gewohnheit. Wir haben nämlich gerade diniert und sitzen nun, von Wind und Regen getrieben, im Auto und warten darauf, dass wir das Zelt aufklappen können. Es ist übrigens 18:00 h Ortszeit und finster wie in einer Kuh, nachdem wir letzte Nacht noch den wunderschönen Kimberley Vollmond bewundern konnten.

 

Dienstag, 2. Oktober 2012 / Windjana Gorge - Tunnel Creek - Fitzroy Crossing

Den Vogel kenn ich doch, das ist der Great Bower Bird: Er baut ein „Haus“, nur um eine Geliebte zu beeindrucken und legt es mit Beeren aus. Rundherum platziert er weisse Steine und alles, was glitzert. Wir beobachten ihn bei seiner Tätigkeit rund 10 Meter von unserem Auto entfernt und da wir gut zu Vögeln sind ;-) legen wir eine Kugel aus Alufolie auf unseren Tisch. Kurzum hüpft das Männchen heran und packt sich das glitzernde Juwel. Es dauert auch nicht lange, da kann er ein Weibchen dazu bewegen, sein Werk und seine Fähigkeiten zu begutachten. Wir wünschen dem Kerl viel Erfolg und Spass und machen uns ebenfalls auf in’s Bett.

Noch lange hats geblitzt und gedonnert. Wir stellen uns die frühen Eingeborenen vor, die bei solchem Wetter draussen im Busch kauerten – wir haben doch wenigstens unser Zelt.

Die Windjana Gorge wurde durch einen Bach tief hinunter in ein durch die Erosion freigelegtes Barrier Reef gegraben. Wir durchwanderten einen Teil der Schlucht frühmorgens und haben dabei die riesige Population der grossen Fledermäuse aufgeschreckt. Es war ein „Chifle u Cheibe“ in den Bäumen, wo diese speziellen Tierchen kopfunter hingen und eigentlich hätten schlafen sollen. Es kam uns vor wie im Schlafsaal eines Jugendskilagers nach dem Lichterlöschen. Etwas später hat Marga eine gewaltige Mutprobe mit Bravour bestanden, indem sie mit mir durch den hüfthohen Tunnel Creek gewatet ist. Trotz Hinweise auf tieffliegende Fledermäuse und lauernde Süsswasserkrokodile sind wir zusammen bis ans Ende der finsteren Höhle und wieder zurück. Da kurz vorher die letzten Touris ausgestiegen waren, hatten wir die Dunkelheit ganz für uns.

Nun haben wir endlich mal wieder Strom und sogar WiFi-Signal auf dem Campground. Also nichts wie hinne und den Blog und die Fotogallerie ergänzt, so dass Ihr zu Hause mal wieder was zu lesen habt. Fitzroy Crossing ist zwar nicht gerade eine pulsierende Grossstadt, aber der River Lodge Campground darf sich sehen lassen. Morgen wollen wir nach Broome und dann weiter in den Norden nach Cape Leveque, wenn die Abos uns denn in ihr Reservat lassen ;-) Wir sind ziemlich vor dem Zeitplan und haben die heissen Kimberleys vorzeitig verlassen. So bleibt uns später vielleicht noch Zeit, die Gegend südlich von Perth zu erkunden. Man wird sehen; nur nicht zu viel planen.

 

Mittwoch, 3. Oktober 2012 / Fitzroy Crossing - Broome

Grüne Papageien zum Frühstück! Nachdem uns in der El Questro noch scharenweise Wellensittiche um die Ohren flogen, sind es diesmal leuchtend grüne Paradiesvögel mit roten GT-Streifen. Nachts tummelten sich Kangaroos von bis zu 1.6 m Grösse im Campground.

Der Great Northern, ist ein schier never ending Highway: Die Landschaft ändert sich während Stunden nur minim, einzig die Baumarten und die Termitenhügel sehen von Zeit zu Zeit etwas anders aus. Mittlerweile glauben wir den Fakt, dass Ameisen die Hauptmenge der irdischen Biomasse stellen. Der Norden Australiens ist schlichtweg übersät mit ihren Bauwerken, die manchmal technisch elegant, und dann wieder wie Scheisshaufen eines Mammuts aussehen. Auch beim Campen sind die Mosquitos die geringere Plage als diese kleinen Krabbler und Beisser.

Die Town Beach von Broome ist bekannt für das Schauspiel 'Staircase to the Moon'. Bei Vollmond und gleichzeitiger Ebbe, spiegelt sich das Mondlicht als eine wunderschöne Treppe vom Ufer bis zu unserem Trabanten. Heute war der letzte Tag des Jahres, an dem dies noch zu beobachten war, auch wenn ‚Housi‘ schon nicht mehr ganz voll am Himmel stand. Leider konnten wir die Szenerie mit unseren Kompaktkameras nicht gebührend einfangen. Wir werden für unser Album wohl ein Pic aus dem Internet googeln müssen.

Unser Ferienhaus haben wir gleich hier am Strand zwischen den Bäumen hingestellt, so dass sich das Dachzelt wie ein regelrechtes Vogelnest in den Ästen präsentiert.

 

Donnerstag, 4. Oktober 2012 / Broome

Vom Meer her weht eine kühle Brise es ist höchstens noch 25 °C – und die gefiederten Freunde singen und tanzen neidisch um unsere Behausung, was uns bereits um 07:00 h weckt. Nachdem wir im Pub um die Ecke ein paar Pints XXXX kippten und das Spiel der Sydney Bulldogs gegen Melbourne Storm mit Spannung (in Unkenntnis aller Regeln) verfolgt hatten, genossen wir einen tiefen Schlaf. Einzig der Gerstensaft drückte mehrmals auf die Blase.

Man soll morgens dort weiterfahren, wo man abends aufgehört hat!? Nach XXXX gibt’s demnach vier Eier zum Frühstück (wenn Du das liest, denk daran: wir sind in einem englischsprachigen Land). Danach wollen wir zu Fuss ins Zentrum des Städtchens, das bedarf schon einer gewissen Stärkung.

Und da waren sie wieder, unsere 40° - wir nehmen trotz aller guten Vorsätze das Auto, besichtigen China Town, fahren zum Hafen, zum Leuchtturm, suchen die Dinosaurierfussabdrücke und tun, was gute Touris eben so tun: wir besichtigen den Malcolm Douglas Wilderness Park. Dann erkundigen wir uns nochmals, ob man in die Aboriginal Reservate im Norden einen persönlichen Vorrat an Bier mitnehmen darf und schon sind wir für die nächsten Tage voll ausgerüstet.

Den Sonnenuntergang geniessen wir bei einem Schwatz mit einem holländischen Pärchen, das gerade von Perth hochgefahren ist und sich morgen in Richtung Gibb River Road aufmachen will. Mittlerweile können wir dank unserer „unendlich grossen“ Outbackerfahrung bereits wertvolle Tipps weitergeben.

 

Freitag, 5. Oktober 2012 / Broome - Cape Leveque

Soll mir doch niemand sagen, wir wohnten abgelegen! Niedermuhlern ist das Zentrum der Schweiz und alles ist innert 2 – 3 Stunden erreichbar; aber auch wirklich alles! Hier drüben herrschen ganz andere Dimensionen. Schon die Fahrt von Fitzroy Crossing nach Broome entspricht etwa der Strecke Bern – Stuttgart. Nur dass dazwischen kein Zürich, kein Schaffhausen, kein Villingen-Schwenningen sondern rein gar nichts liegt. Ähnlich sieht’s heute aus: Eine Strecke, die als Tagesetappe der Rally Paris – Dakar geeignet wäre, führt uns von Broome über eine Sandpiste in den Norden nach Cape Leveque. Dazwischen fahren wir noch Strandbuggy-mässig raus zur Willie Creek Pearl Farm und bestaunen die vielen Formen und Farben der Perlen und die Ausprägungen der ‚Mother of Pearl‘.

Da wir uns erhofften, in der Middle Lagoon einen idyllischen Campingplatz am Meer vorzufinden, fuhren wir die 33 km Tiefsandrinne hin und natürlich auch wieder zurück, denn der Campground war verschlossen (Schildaufschrift: open 7 days). Die Aussage der Lady im Community Store von Beagle Bay, wir sollen im Whale Song Cafe eine leckere Mud Crab geniessen, erübrigte sich damit.

Auch der Chile Beach Camping sagte uns nicht zu (keine Sicht aufs Meer), und so landeten wir ‚direkt‘ im Kooljaman Resort am Cape Leveque. Es ist halt wieder sehr touristisch, aber der Schlafplatz am Western Beach lässt auf einen fantastischen Sonnenuntergang hoffen, während wir unseren Apéro einnehmen und uns von der ziemlich anstrengenden Fahrt erholen. Mittlerweile hat unser Auto bereits 4‘500 km mehr auf dem Zähler als vor 16 Tagen und davon haben rund ein Drittel den Gravel-Road-Status, sprich Schotterpiste. Hier wollen wir morgen mal so richtig ausspannen und einen Tag des Nichtstuns geniessen.

 

Samstag, 6. Oktober 2012 / Cape Leveque

PAUSE

 

Sonntag, 7. Oktober 2012 / Cape Leveque - Broome

Ausschlafen, obschon die Sonne bereits um 05:00 h aufgeht? Gestern war das gar kein Problem. Nach dem wirklich genial schönen Sonnenuntergang (seit Key West haben wir kein derartiges Bild mehr gesehen), der ja bereits um 17:45 h von statten ging, sassen wir am Freitagabend noch lange draussen.

Eins, zwei oder drei? Wer kennt nicht den Bechertrick? Hierzulande geht der so: Unter welchem WC-Deckel steckt der Frosch in diesem Moment? Auch die aufgestellten Mädels von der Reinigungsequipe, die auf heissen Quads im Areal unterwegs sind, erwischen ihn nicht.

Ein Campground mit 2 Stränden, die bequem in 5 Minuten zu Fuss erreichbar sind – einfach super! Am Abend den Sundown an der Western Beach bestaunen und am Morgen an der Eastern Beach (hat nichts mit Ostern zu tun), einen makellosen Strand geniessen. Was für ein Tag! Man will es kaum glauben: Keine Algen, keine Quallen, keine Muscheln, keine Menschenmassen – nichts, was den perfekten Badestrand beeinträchtigt (ausser man ist zu früh; bevor die Flut den Strand hoch kreucht, machen einem scharfkantige Steine den Ein- und Ausstieg ins Wasser schwer). Und dann das: Ein Stück Schwemmholz treibt heran! Beim näheren Hinsehen entpuppte es sich aber als riesige Schildkröte, die sich in Strandesnähe tummelte. Zum Glück sind die 20 anwesenden Badegäste so schlau und lassen sie in Ruhe. Hoffentlich bleibt dieses Paradies noch lange so erhalten!

Die heutige Rückfahrt nach Broome präsentiert uns zunächst eine Verkehrssituation, wie wir sie uns oftmals auf der A1 zwischen Bern und Zürich wünschen: Distanz = 120 km, Fahrzeit = 1 Std, Anzahl angetroffener Fahrzeuge = 0 (in beiden Fahrtrichtungen).

Broome ist übrigens eine sehr saubere Stadt geworden viel zu clean für unseren Geschmack. Die Atmosphäre im traditionellen Pub des Roebuck Bay Hotels ist derart steril, dass es uns nicht zu einem kühlen Drink animiert, und das trotz der grossen Hitze. Immer wieder sind wir versucht, Vergleiche mit Texas anzustellen. In den Stock Yards von Fort Worth, in der Gruene Hall oder in Bandera ist die Zeit stehen geblieben. Hier rast sie und verändert einfach alles :-(

Wir übernachten diesmal im Cable Beach Caravan Park an der Westküste Broomes und schauen uns auch hier den Sonnenuntergang an, geschmückt mit Kamelkarawanen, die mit Touristen bepackt den Strand entlang schlurfen. Dabei geniessen wir die Gesellschaft von… rate mal… Schweizern. Steffu und Isabelle aus Steffisburg, die gestern ebenfalls noch im Kooljaman Resort waren, stehen mit ihrem Zelt auf der Campingparzelle neben uns. Mal ist Australien riesen gross, handkehrum trifft man immer wieder die gleichen Leute; macht ja nichts – wenn sie nett sind.

 

Montag, 8. Oktober 2012 / Great Sandy Desert - Eighty Mile Beach

Nett waren die Franzosen eigentlich auch, aber mit ihren 4 Kids und der Tante strahlten sie immer eine gewisse Hektik aus – wir werden sie nicht vermissen, nachdem wir tagelang praktisch immer zur gleichen Zeit am gleichen Ort aufeinandertrafen.

Diese elend langen, eintönigen Strassen der Great Sandy Desert! Ich würde mir das ja nicht mal mit einer gemütlichen Harley unterm Hintern antun; da gibt es aber Leute, die diese Strecke auf dem Fahrrad mit allem Gepäck abspulen wollen. Allein die Wasservorräte müssen ja immens sein, da erst in 250 km das nächste Roadhouse ansteht. Der heisse Wind lässt unser Pausensandwich in Sekunden zu gebackenem Toast werden! Kein Wunder, ist die Velo-Frau am Rastplatz den Tränen nahe und überlegt sich wohl, was sie sich bei diesem Vorhaben gedacht haben mag.

Weiter südlich, und vor allem in Meeresnähe an der Eighty Mile Beach, empfinden wir den Wind eher wieder als angenehm. Leider ist der 120 km lange Strand – zumindest in diesem Abschnitt – nicht zum Baden geeignet; trotzdem: Hier bleiben wir für die Nacht.

 

Dienstag, 9. Oktober 2012 / Port Hedland - Roebourne

Eine kurze Fahrt über den weissen Sandstrand, das muss schon sein. In der Schweiz ist dies ja kaum möglich ;-)

Auf der Strecke nach Port Hedland treffen wir das radelnde Pärchen wieder; sie haben heute doch schon 50 km hinter sich gebracht. Da bleiben ihnen nur noch ein paar Hundert bis zum nächsten zivilisatorisch angehauchten Spot. Die Hafenstadt ist nun mal einfach dreckig! Man gibt sich alle Mühe, das Zentrum etwas aufzupolieren, was dazu führt, dass gegenwärtig nebst dem Dreck auch noch viele Baustellen das Ortsbild dominieren. Derweil transportieren die unzähligen Roadtrains die Erde halb Australiens in Richtung Hafen, wo riesige Frachter mit dem Eisenerz beladen werden. Vermutlich ist die Gegend deshalb so flach, weil rund um die Uhr die früher vorhandenen Berge abgetragen werden…

Der Verkehr lässt ein paar Kilometer weiter südlich deutlich nach und man winkt wieder freudig jedem Automobilisten, der den Weg kreuzt. Später sehen wir am Horizont einmal mehr Rauchschwaden. Nein, es muss Bodennebel sein. Quatsch, die Felsen und Berge stehen im Wasser, in einem riesigen See!

Irgendwann erkennen wir, dass es nur Spiegelungen sind, hervorgerufen durch die unglaubliche Hitze, die uns das Trugbild erscheinen lassen. Nach Stunden im Nirgendwo gelangen wir dann endlich nach Roebourne, wo wir uns im historischen Gefängnis – heute das Visitors Center – die Genehmigung zum Befahren einer Service Road der Minengesellschaft abholen. Kosten tut diese nichts, aber man muss sich ein 20 minütiges Video anschauen, das einem die Gefahren von Gravel Roads und das korrekte Fahrverhalten aufzeigt (und das nach 2‘000 km Rough Track…).

Da wir in der Zwischenzeit von Campgrounds verwöhnt wurden, übernachten wir nicht an der eben entdeckten Traumbeach (es fehlen die Duschen). Das Cove Holiday Village ist aber auch nicht schlecht.

 

Mittwoch, 10. Oktober 2012 / Wickham - Millstream Chichester NP

Das Abendbad im lauwarmen Meer hat wirklich gut getan. Besser jedenfalls, als die Kangaroo-Burger, die mir die halbe Nacht im Magen rumort haben – in der Dunkelheit grilliert, waren sie wohl nicht ganz durchgebraten und hüpften mir in den Därmen rum.

Wickham, die Hafenstadt im Norden, hält was auf sich. Parallel zur industriellen Entwicklung wird auch am Dorfbild gearbeitet, so dass es einen sauberen Eindruck macht; man ist diesbezüglich schon einiges weiter als in Port Hedland. Etwas abseits wird Cossack als Museumsstadt gepflegt, die früher der Perlenhauptort war, bevor die ganze Flotte nach Broome umgezogen ist.

Auf der Tom Price Railway Road fahren wir entlang der Bahnlinie durch eine wahrliche Sandkastengegend in die nördliche Pilbara. Wir assoziieren die Landschaft der hellgrünen Hügel auf denen dunkelrotbraune Felsbrocken zum Vorschein kommen, mit Schokoladentopping auf Pistazieneis. Die langen Güterzüge lassen uns an manchen Bahnübergängen minutenlang warten. Einfach unglaublich, was auch hier an Erdmaterial davontransportiert und in Karratha auf Schiffe verladen wird. Wenn das so weitergeht, hat Australien bald nur noch die Grösse des Kantons Appenzell Innerrhoden.

Der Crossing Pool im Millstream Chichester Nationalpark ist unser heutiges Ziel. Schattige Stellplätze und das erfrischende Nass gleich hinter der Heckklappe des Landcruisers! Wenn nur die Schulferien endlich zu Ende wären; das Kindergeschrei sind wir uns einfach nicht mehr gewohnt und in so einer Idylle ist es schlicht fehl am Platz (wenngleich manche Vögel schriller und aufdringlicher kreischen, als Kiddies das vermöchten).

 

Donnerstag, 11. Oktober 2012 / Plattfuss - Tom Price - Karijini NP

Heute fahren wir gemütlich weiter entlang der Eisenbahntrasse und gelangen noch vor dem Mittag in den Karijini Nationalpark, wo wir eine kleine Wanderung unternehmen und abends schön grillieren.

Soweit der Plan.

Was wirklich geschah: Nach über 2000 km Schotterpiste ist es endlich soweit, wir haben unseren ersten Platten, den uns René vom Reisebüro www.hangloose.ch als obligaten Bestandteil des Abenteuertrips gewünscht hat. Wir nehmen aber die einfache Tour und machen den Radwechsel nicht bei brütender Mittagshitze, sondern bereits morgens um 09:00 h und zudem auf der Schattenseite des Fahrzeugs (Später am Tag waren wir in einer Situation, da hätte das gleiche Unterfangen ungleich schwieriger ausfallen können).

Kurz darauf treffen wir auf Ray, der an seinem Truck einen Motorschaden beklagt und wir fahren für ihn 20 km weiter um auf der Station (Rinderfarm) seine Leute zu benachrichtigen, dass sie ihn doch bitte mit einem Abschleppfahrzeug holen mögen. Anschliessend haben wir viel Gelegenheit, die Lokomotiven und Zugskompositionen der Rio Tinto Gesellschaft zu fotografieren und die durch das Spinifexgras hellgrüne Hügellandschaft der südlichen Pilbara zu bewundern. In den bisherigen Gegenden hatten wir den Eindruck, das Büschelgras komme bereits gelbbraun zur Welt und mutiere im Verlauf der Dry Season zu russschwarz.

Statt in den Nationalpark fahren wir nun halt direkt nach Tom Price und lassen den Reifen flicken. Während der Reparatur machen wir einen ‚kurzen‘ Abstecher auf den Mount Nameless (toller Name) und schauen uns die umliegenden Minen von Weitem an. Mit riesen Baggern und gewaltigen Trucks werden hier tatsächlich ganze Landschaften umgegraben. Die private Rio Tinto Eisenbahngesellschaft hat eine Transportkapazität von jährlich 130 Millionen Tonnen Eisenerz! Die Strasse auf den über 1‘100 m hohen Aussichtsberg entpuppt sich als extrem steil, steinig und holprig; der Landcruiser arbeitet sich zwar nicht so leichtfüssig wie eine Gemse, aber dank der Geländeuntersetzung stetig und kräftig den Berg hoch. Auf diesem Steilstück möchte ich nun wirklich nicht nochmals Rad wechseln – ach ja, das eine Reserverad haben wir ja eh in der Werkstatt gelassen...

Später gelangen wir dann doch noch in den Karijini Park, wobei wir halt nicht wie zu Hause streunenden Katzen ausweichen müssen, sondern wegen riesigen Waranen oder einem Rudel Emus auf die Bremse treten. Bevor wir das Nachtlager beziehen und das schöne Rindssteak auf den Grill legen (wir haben tatsächlich ein 600 Gramm Stück erwischt – ansonsten gibt es hier Fleisch nur in Grossfamilienmengen), geniessen wir nach dem steilen Abstieg in die Schlucht den schon fast traditionellen ‚Schwumm‘ im Fern Pool – es ist einfach nur kitschig schön!

Der rote Pilbara Staub geht trotz allem Rubbeln nicht ganz von Händen und Füssen.

 

Freitag, 12. Oktober 2012 / Karijini - Giralia Range

Nochmals rein in so eine Gorge: Was als leichte morgendliche Körperertüchtigung gedacht war, entpuppt sich als kleines Canyoning-Abenteuer. Der Weg zum Kermits Pool ist erst steil, dann steinig, dann nass und glitschig, dann wird zwischen engen Felswänden durchgewatet bzw. –geschwommen, bevor man sich an der Felswand zum Ziel weiterhangelt. OK, wir haben unser Tagessoll an Kalorien verbrannt und nun tun wir, was wir noch selten getan haben: Auto fahren.

Wir sagen dem Outback heute Nacht good bye. Da wir es nicht ganz bis an die Westküste nach Exmouth schaffen, übernachten wir in den Sanddünen vor der Giralia Range. Wieder ein Schwätzchen mit anderen Campern, die gerade vom Ningaloo Reef her kommen und zum Karijini unterwegs sind – so funktioniert der Know How Transfer…

Morgen müssen wir zwingend den Pilbara Staub aus dem Fahrzeuginnern entfernen. Wenn ich mir unsere Utensilien anschaue, kommt es zur Neuauflage von ‚ein Mann sieht rot‘.

 

Samstag, 13. Oktober 2012 / Exmouth - Ningaloo Reef (Cape Range NP)

Für viele Farmer hier sind die niedlichen Kangaroos eine Plage, die es zu dezimieren gilt. Die Geländewagen, die in der Morgendämmerung zum Camp hinter unserem Rastplatz fahren, sind jedenfalls beidseitig behängt mit toten Beuteltieren, die die Auftrags-Jäger in der vergangenen Nacht erlegt haben.

Exmouth bringts nicht, hat man uns gesagt. Also kurz die Vorräte ergänzt und rüber in den Cape Range Nationalpark, wo das vorgelagerte Ningaloo Reef zum Schnorcheln auf uns wartet und dabei ganz vergessen, dass ich noch den vorbereiteten Blog und die neusten Fotos uploaden wollte – tja, da müssen die Daheimgebliebenen halt noch ein paar Tage auf News warten, denn im NP gibt’s weder Strom noch Wasser, geschweige denn Internet. Wir freuen uns jedenfalls auf die Unterwasserwelt, von der sich kurz vor Sunset einige der grössten Bewohner am Horizont zeigen: Während wir mit den sympathischen Camp Hosts und weiteren Touristen den Apéro am Strand einnehmen, sehen wir von blossem Auge die Buckelwale springen, die Schwanzflosse aufs Wasser klatschen und Fontänen spritzen. Gleich ausserhalb des Riffs tummeln sie sich und ihre Babys tollen wie verrückt herum. Vermutlich wollen die Kids wieder mal nicht ins Bett. Wir hingegen schon. Der Wind ist etwas unangenehm, erschwert uns das Kochen und erzeugt Hühnerhaut.

 

Sonntag, 14. Oktober 2012 / Schnorcheln im Riff

Die Nächte werden deutlich kühler (und feuchter) hier am Meer. Dafür lässt es sich tagsüber am weissen, fast menschenleeren Sandstrand auch ohne Sonnenschirm sehr gut ein paar Stunden aushalten (hoffentlich haben wir genügend Sonnencreme aufgetragen).

Den Tauchern unter unseren Freunden brauchen wir ja nicht zu erklären, was alles Fantastisches unter der Wasseroberfläche abgeht. Für uns ist’s hingegen ein neues, starkes Erlebnis. Schon in Ufernähe werden wir von grossen weissen Fischen umschwommen und ein dunkler schwarzer Schatten huscht an uns vorbei. Draussen in der Lagune sieht’s aus, wie in einem riesigen Aquarium. In und zwischen den verwurzelten Pflanzen, Schwämmen und Korallen sehen wir leuchtende Kleinfische, fast durchsichtige grosse Fische, mal flache, mal runde, und bedrohlich dreinblickende ‚Drachen‘, Nemos, kindskopfgrosse Muscheln und Krebse und Einsteins Hirn… Na ja, da waren jedenfalls Formationen, die mich auf solche Vergleiche brachten. Von den ‚Büffelpenissen‘ wollen wir gar nicht erst reden.

In der Drift an der Turquoise Beach und auch am Oyster Stacks kann man sich übrigens von der Strömung mühelos über die Sehenswürdigkeiten treiben lassen, wie in einem Sightseeing Bus; fehlt nur noch die Tonbandstimme im Kopfhörer, die uns Laien alles fachmännisch erklärt dann müssten wir nicht so komische Beschreibungen wie oben formulieren.

 

Montag, 15. Oktober 2012 / Cape Range NP - Coral Bay

Ist doch tatsächlich schon ein Monat unseres Urlaubs rum!? Noch kurz mit den jungen Französinnen aus Lyon etwas übers Schnorcheln parliert und nach einem echt französischen „See you“ brechen wir in Richtung Coral Bay auf. Noch rasch die Luft aus den Reifen ablassen auf 1.6 bar und ab geht’s auf die Dünenstrasse.

Spektakulär, was es auf der Sandspur hinter den Deichen alles zu entdecken gibt: Ziegen mit immensen Hörnern, Schafe, Emus, kleiner Verwandte der Emus, Kangaroos - wären wir an der Nordsee, hätte ich jederzeit noch einen hoppelnden Otto erwartet. Zwischen den Sandhügeln haben wir immer wieder freien Blick auf das strahlend blaue Meer – betörend schön!

 

Dienstag, 16. Oktober 2012 / Coral Bay - Hamelin Pool

Nach der gestrigen Fahrt über die bucklige Sandpiste, bei der wir ziemlich durchgeschaukelt wurden und bei etwas Unachtsamkeit auch mal ein paar Schläge einstecken mussten, galt es abends, wieder Ordnung ins durcheinander geratene Fahrzeuginnere zu bringen und unsere Utensilien zu sortieren. Nach 6 Tagen ohne Dusch hatten auch wir selbst ein wenig Pflege nötig, die wir entsprechend genossen.

Heute überqueren wir den Wendekreis des Steinbocks (auf die Bremse treten wir dennoch wegen Emus) und entdecken die grossen Obstplantagen um Carnarvon, wo unter anderem die speziell geformte Bananensorte, die perfekt in eine Lunchbox passt, gezüchtet wurde (unser Wissen nimmt auf dieser Reise enorm zu). Dominant erhebt sich die Parabolantenne der NASA, die seinerzeit für die Apollomissionen verwendet wurde; heute ist’s nur noch Alteisen. Überhaupt werden hierzulande Gegenstände, die als Zeitzeugen dienen sollen, nicht gepflegt. In so genannten Museen stellt man einfach alte Traktoren, Lokomotiven, Motoren usw. in die Gegend und lässt sie vor sich hin rosten. Von Restauration oder Konservation hat man offenbar noch nichts gehört, weshalb die Ausstellungsgegenstände wohl dereinst zu Staub zerfallen und die ‚Museen‘ dicht machen können.

Dann ist es mal wieder an der Zeit, zu tanken. Da der Sprit immer billiger wird, je weiter südlich wir kommen, habe ich heute genau gerechnet und geschätzt, und es tatsächlich geschafft, noch gerade rechtzeitig eine Tankstelle zu anzufahren, als bereits die Warnlampe für beide Treibstofftanks aufleuchtete – etwas, das man sonst in diesem dünn besiedelten Land lieber sein lässt. Mit 157.25 Litern Diesel, strebt die Tankquittung dann natürlich Rekordstatus an (mit Schütteln und Rütteln hätten wir demnach noch gut 20 Liter rauspressen können).

Südlich der Sharkbay, in Hamelin Pool, buchen wir einen Platz für die Nacht bei der alten Telegraph Station von Tricia Cox und lassen uns von Mike Kennedy, einem begabten Storyteller, auf einem Rundgang und beim Feierabendbier in die vergangenen Zeiten entführen – selbstverständlich nehmen wir ihm all seine Räubergeschichten ab, was er sehr geniesst. Auch über die Stromatoliten, ‚lebende‘ Felsen im Meer, die durch Bakterienaktivität entstehen, weiss er einiges zu erklären. Endlich eine Location, die durch ihre alten Gebäude, aber insbesondere durch ihre Bewohner, sehr viel ursprüngliches Flair versprüht – wir fühlen uns sehr wohl hier.

 

Mittwoch, 17. Oktober 2012 / Monkey Mia- Francois Peron NP

Wenn es nach uns ginge, könnte man den Wind nun mal wieder abschalten – oder wenigstens vorher etwas erwärmen. Mittlerweile ziehen wir bereits das Tragen von Socken in Erwägung. Während wir an der Big Lagoon im Francois Peron Nationalpark den Tag Revue passieren lassen, friert es uns an allen Extremitäten.

Heute Morgen haben wir die Fahrt nach Monkey Mia gemacht, um beim Parkeingang gleich wieder umzudrehen. Wer solche „Jöh(!)-Erlebnisse“ nötig hat, soll sich das Getue um die angefütterten, handzahmen Flipper anschauen; uns ist das zu blöd. Nichts wie weg aus dieser Tourist Trap – ich finde die Bilbies eh viel süsser. Stattdessen fahren wir zum Cape Peron und sehen uns dort... ja was an? Irgendwelche Schatten im Wasser sind wohl Stachelrochen. Von den versprochenen Haien und Dugongs (Seekühen) keine Spur. Wegen des starken Windes macht auch Baden nicht wirklich Spass. Und dafür haben wir nun wieder die Luft aus den Reifen gelassen? Wenigstens ist die Fahrt durch das ‚Project Eden‘ (google mal im Internet) wirklich abenteuerlich und ein paar Mal fühlte ich die Räder schon fast im Tiefsand feststecken, aber auch in dieser Situation hat sich der Troopcarrier bestens bewährt und mit knapp 1.5 bar Reifendruck ist die Auflagefläche gross genug, um uns nicht zu stark einsinken zu lassen. Wieder eine fahrtechnische Herausforderung gepackt und einige Erfahrungen reicher.

 

Donnerstag, 18. Oktober 2012 / Peron Halbinsel - Hutt River Province - Dongara

Auch wenn der Morgenwind noch nicht so kräftig bläst: Es ist recht ‚tschuderig‘ und wir beschliessen, im heissen Pool der Peron Homestead, einer ehemaligen Schaffarm, ein entspannendes und wärmendes Bad zu nehmen. „Hot tub‘s closed for cleaning!“ ruft man uns zu, noch bevor wir dort sind. Einmal wöchentlich wird das Wasser, das aus einem artesischen Brunnen in den Bottich fliesst, abgelassen. Die Reinigung dauert einen halben Tag und findet natürlich genau jetzt statt L.

Bei einem Besuch der Bäckerei in Denham kompensieren wir die entgangene Wohltat mit Kaffee und viel Süssem, was die Moral gleich wieder anhebt und es kann weiter gehen: Nächstes Ziel ist der Kalbarri Nationalpark.

An der Shell Beach bestaunen wir aber zunächst noch die riesigen Mengen kleiner weisser Muscheln, die hier seit Tausenden von Jahren angeschwemmt werden und meterhoch abgelagert sind. Verwendung fanden sie früher als Fusswegbelag oder in verfestigter Form als Backsteinersatz. Heute wird der kalziumhaltige Muschelstaub hauptsächlich dem Hühnerfutter beigemischt; so legt das Federvieh Eier mit härteren Schalen.

Die Abzweigung zu den schönen River Gorges im Kalbarri NP verpassen wir leider; zu sehr zieht es uns südlich. Dafür nehmen wir einen Augenschein von den krassen Felsklippen, obschon wir uns hierfür mächtig gegen den Wind stemmen müssen. Die Ortschaft selbst ist – wie viele der bisher gesehenen Städtchen – geprägt von neuen Villen. Vermögende Städter aus dem Süden leisten sich im wärmeren Norden gepflegte Winter- und Wochenendresidenzen, die entsprechend meist leer stehen. So wirken die Orte Exmouth, Denham, Kalbarri und andere wie ausgestorben. Man sollte denen hier mal was von der Zweitwohnungsinitiative erzählen; aber noch stehen überall Reklametafeln für Ocean Land Sale.

Wir machen derweil einen kleinen Auslandaufenthalt und begeben uns in den souveränen Staat ‚Hutt River Province‘, wo wir vom Prince Leonard of Hutt empfangen werden. Uns als Kleinstaatenbürger aus der Schweiz ist uns der rebellenhafte, wenngleich im Alter eher geschäftstüchtige Regent und Selbstvermarkter auf Anhieb sympathisch. Mit Ein- und Ausreisestempel der Principality of Hutt River im Reisepass verlassen wir den netten Oldtimer und reisen wieder nach Australien ein. Zu Hause werden wir uns weiter über dieses Projekt im Internet erkundigen unter www.principality-hutt-river.com.

Die Landschaft hat sich in den letzten zwei Fahrstunden definitiv verändert. Mittlerweile sieht man weitherum Getreidefelder und was jetzt in der Gegend rumliegt, sind keine Termitenhügel mehr sondern Rundballen (ausser es bewegt sich, dann sind es schäbig magere Schafe). Wir kommen gut voran und übernachten im alten Fischerdorf Dongara – doch was auch immer wir unter der Bezeichnung erwartet haben mögen – was wir antreffen ist, wen wundert's: Noble Villen und Ferienresidenzen!

 

Freitag, 19. Oktober 2012 / Dongara - Cervantes (Pinnacles)

Letzte Nacht kam mir die Idee, dass die hier vermutlich ein umgekehrtes ‚Project Eden‘ durchführen: In die dick ummauerten Residenzen setzen sie den Fremdling Mensch ein und entfernen alles Einheimische. Mal sehen, wie sich das entwickelt.

Übrigens hat sich nicht nur die Landschaft geändert, sondern auch das Bild auf den Strassen. Gehörte im Top End und in der Pilbara unser hochbeiniges, martialisch anmutendes Gefährt noch zur 90-%-Mehrheit der weissen Landcruiser, beherrschen hier die PKWs die Strassen. 4WDs sind in der Regel auf Hochglanz polierte, chromblitzende SUVs.

Während unser Hinterreifen, diesmal der Linke, in der Werkstatt geflickt wird (René, das war so nicht abgemacht…), geniessen wir die Fahrt durch den Nambung Nationalpark mit seinen zahlreichen ‚Pinnacles‘. Wenigstens haben wir unser Rad nicht gleich ganz verloren, wie dies bei nicht ganz fachmännischer Selbstmontage – so erfahren wir abends von den lange vermissten Girls (siehe 21. September) – offenbar auch möglich ist. Zum Glück sind die Beiden heil davon gekommen, so dass wir heute Abend endlich mal gemeinsam ein Bierchen geniessen und uns über die bisherige Reise durch die jeweiligen ‚Paralleluniversen‘ austauschen können.

 

Samstag, 20. Oktober 2012 / Cervantes - Perth

In netter Gesellschaft vergeht die Zeit immer viel zu schnell gerade noch haben wir’s geschafft, vor Mitternacht schlafen zu gehen ;-) und uns anschliessend schier die Zehen abzufrieren :-( Wir vermissen den Norden und die heissen Nächte, in denen man literweise Schweiss verlor...

Mit einem Pack frischer King Prawns vom Lobster Shack fahren wir weiter. Von weitem sehen wir Schneeberge !?!

In Lancelin bestaunen wir die Sandsurfer und Off Road Freaks in den Sanddünen (es war eben doch kein Schnee), bevor uns Koalas und Kangaroos vor die Linse laufen (im Falle der Eukalyptus-Fresser ist ‚laufen‘ durch ‚herumhängen‘ zu ersetzen).

Und schon sind wir in Perth und trinken mit Werni ein Bier.

 

Sonntag, 21. Oktober 2012 / Perth - Albany

Werni Ex-Baselbieter Koch, der seit 13 Jahren in Australien lebt, hat uns gestern Abend von seinen beruflichen Fähigkeiten überzeugt und uns kulinarisch verwöhnt; danach konnten wir in seinem schnuckligen Haus übernachten. Für einmal mussten wir nicht in unser Zelt auf dem Autodach hochkraxeln, wobei wir uns an das Rooftop Tent sehr gut gewöhnt hatten – wir kamen uns schon fast selbst vor wie ‚Roofies‘ (Hangover lässt grüssen).

Auch viele interessante Geschichten und Fotos aus Wernis Zeit auf dem 5. Kontinent haben uns gefesselt. Gerne greifen wir in ein paar Tagen nochmals auf seine grosszügige Gastfreundschaft zurück, wenn wir nach dem Abstecher in den Süden wieder zurück in Perth sind.

Albany, 444 km später: Es ist echt zum W(e)inen: All diese Wineries und ihre Degustationsangebote, die wir zwecks Erhalts der Fahrtüchtigkeit ablehnen müssen… Dank eines Abstechers vom Highway konnten wir nämlich bereits viele Weingüter und Reben von Nahem in Augenschein nehmen. Auch nordöstlich von Albany wird offenbar Wein angebaut. Mal sehen, ob wir dem auch im Gebiet Margaret River widerstehen können.

Albany selbst gefällt uns auch. Sowohl die historischen Gebäude, als auch die neu angelegten Parks sind einen Besuch wert. Das gilt natürlich auch für das White Star Hotel, Home of the Tanglehead Brewery.

 

Montag, 22. Oktober 2012 / Albany - Denmark

Wer sich in den Regenwald begibt, braucht sich nicht wundern, wenn er darin nass wird. Dennoch ist es fantastisch, in 40 Metern Höhe, knapp unter den Baumwipfeln im ‚Valley of the Giants‘ den Tree Top Walk zu laufen und über, unter und um sich herum die Jahrhunderte alten Bäume zu spüren und zu riechen.

Die weitere Fahrstrecke führt uns wieder einmal in fremde Länder‘: Zunächst kommen wir bei denen Dänen vorbei, die ‚da änen‘ in Australien ein Städtchen Denmark gründeten und dann finden wir noch Swiss Annies Chocolate Lounge und fühlen uns… kein bisschen wie zu Hause.

 

Dienstag, 23. Oktober 2012 / Margret River

Um 08:00 h morgens haben wir bereits einige Kilometer hinter, und auf dem Weg über eine wacklige, rutschige Hängebrücke, einen Bach unter uns gebracht. Durch märchenhaft anmutende Wälder, wo man unweigerlich Trolle und Klabautermänner erwartet, vorbei an weiteren Weingütern und Farmen, kommen wir nach Augusta mit seinem imposanten Leuchtturm und später nach Margret River. Noch sind 2 Plätze auf der Tour frei und wir schliessen uns der Gruppe alter Leute für eine ‚Kaffeefahrt‘ an. Heizdecken werden zwar keine verkauft, aber wir geniessen den überraschend feinen Lunch und das Bier einer kleinen lokalen Brauerei, degustieren Schokolade, Käse und Olivenöl und nebenbei natürlich noch etwas Wein auf mehreren Weingütern. Nosch ein Schlüggschen, dann müschen wie‘ weider…

 

Mittwoch, 24. Oktober 2012 / Fremantle

In Fremantle kommts uns ein wenig vor, wie in New Orleans. Einige Gebäude wie das Esplanade Hotel und ganze Strassenzüge erinnern in ihrem Baustil an das French Quarter am Golf von Mexico. Zahlreiche italienische Ristorantes, aber auch koreanische, indische, irische Beizen buhlen um die Gunst der flanierenden Stadtbesucher.

Im alten Gefängnis dann, entdecken wir Spuren eines prägenden Teils der australischen Geschichte und werden an die Zeiten erinnert, da hierhin hauptsächlich deportierte Sträflinge aus England verschifft worden waren. Heute ist die Stadt eher ein Reiseziel von Backpacker Touristen aber auch Heimat der Notre Dame University.

Unter all den jungen Leuten fragt mich ein alter, zittriger Herr am Gehstock: „Years ago, there used to be a Sex Club down the road. Tell me: Is it still there?“ Aus der besagten Richtung (nicht aus dem Etablissement) kommend, konnte ich seine Frage bejahen und wäre gerne mit ihm gegangen, um neugierig den weiteren Verlauf seines Freo-Besuchs zu verfolgen.

Am Hafen geniessen wir unseren Lunch bei Joes Fish Shack, treffen in der benachbarten Brewerie auf ‚Little Creatures‘ und später im Städtchen auf bekannte Gesichter, die wir eigentlich nicht hier erwartet hätten.

 

Donnerstag, 25. Oktober 2012 / Perth (Fahrzeugrückgabe)

Wir haben in Perth unser Vogelnest samt fahrbarem Unterbau ein bisschen wehmütig zurückgegeben. 10‘200 km, davon ca. 3‘000 km unsealed, sandy und rough Track, hat uns der Landcruiser Troop Carrier anstandslos ‚carried‘. Wir werden den Lastwagen vermissen, nicht aber die letztlich kalten Nächte und feuchten Morgen. Die Übernachtungen auf modernen Familien-Campingplätzen hatten eh nicht mehr den Charme der Nationalparks und Rastplätze im Norden.

Werni funktioniert als Taxifahrer, Tourguide und lieber Freund. Wir verbringen den Rest des Tages mit ihm im Kings Park, geniessen die von ihm mitverantwortete Patisserie, spazieren am See bei den schwarzen Schwänen, und lassen den Abend an der Beach, unter anderem in der Fish Bar und in Scarborough ausklingen. Auf dem Rückweg fotografieren wir die leuchtende, moderne Skyline von Perth – am besten sieht man sie vom Park aus.

 

Freitag, 26. Oktober 2012 / Perth

Stadtbummel, -bummel, bummel!

Ab sofort haben wir eine Stammbeiz in Perth: My Place an der Pier Street. Etwas abseits der Menschenströme, aber dennoch gut frequentiert, toller Service und gutes Essen zu vernünftigen Preisen… bevor der Karaoke-Abend beginnt, suchen wir aber das Weite.

Wir kommen uns vor wie im Iran: Hay Street, Murray Street alles voller Perser Perther. Sehr angenehmes Volk übrigens. Strassenkünstler ziehen uns in ihren Bann und das ‚people watching‘ macht Spass. Morgen müssen wir aber früh raus; der Flieger soll uns nach Adelaide bringen. Also ab ins Bettchen!

 

Samstag, 27. Oktober 2012

Flug nach Adelaide gut gelandet.

 

Sonntag, 28. Oktober 2012 / Adelaide Hills - McLaren Vale - Kangaroo Island

Wir haben uns Adelaide gestern ja noch etwas angeschaut: Die Innenstadt mit der Flaniermeile und den alten Gebäuden und so, inmitten von Neubauten (ähnlich wie in Perth), dem Regierungsgebäude und zahlreichen Statuen und Kriegsdenkmälern…

…überhaupt ist auffallend, wie viele Memorials für Soldaten, Kriegsopfer und -veteranen es in ganz Australien gibt. Es waren offenbar doch nicht immer nur die Amerikaner, die im WWI, WWII, in Korea, Vietnam usw. gekämpft haben und gefallen sind.

Auch in der historischen Jetty Road in Glenelg und in der daran anschliessenden mondänen Marina waren wir unterwegs. Unser Fazit: ‚Na ja!‘ Das Volk scheint im Grossen und Ganzen ziemlich versnobt. Die Mädels tragen trotz eisig kalter Brise ihre dünne, kurze, schulterfreie Abendgarderobe in High Heels ohne Strümpfe oder Jäckchen zur Schau – da schaudert’s sogar mich manchmal (mal ob der Kälte, mal ob der Figuren) – und die Herren sieht man fast allesamt mit Bügelfalten und in Lackschuhen.

Auffallend ist, dass in dieser Gegend offenbar gelungen ist, was vielen Australiern ein Wunschziel ist: Ich weiss nicht warum, aber Aboriginal People haben wir in und um Adelaide keine gesehen. Dafür ist die Anzahl Kirchen um ein Vielfaches grösser als in den bisher durchquerten Ortschaften; ob da ein Zusammenhang besteht?

Dank des Tipps im Reiseführer und des eingestellten Routenprofils ‚schön‘ in unserem Navi (genannt ‚Susi‘) – fahren wir heute über eine ‚Scenic Road‘ durch ein Villenviertel in die wunderschönen Adelaide Hills, wo sich für einmal keine Wildtiere, sondern Radfahrer vor unserem Kühler tummeln. Allenthalben reifere Herren, die auf teuren High Tech Bikes dem älter werden davon radeln wollen. OK: Einige Biker auf heissen Öfen versuchen das Gleiche mit Motorunterstützung. In grosser Anzahl sind auch alte und ganz alte Exemplare der ‚australischen‘ Automarke Holden (heute GM bzw. Opel) unterwegs zu einem Oldtimer-Treffen. Grund genug, kurz anzuhalten und die Stahlkarrossen zu betrachten.

Selbstverständlich wird auch hier, wie weiter südlich im McLaren Vale oder weiter nördlich im Clare Valley, Wein angebaut. Es muss ein lukratives Geschäft sein, das man nicht der Barossa Region überlassen will. Daneben ist Forstwirtschaft angesagt: Grosse Flächen werden radikal abgeholzt und anschliessend neu bepflanzt. Sicher eine effizientere Methode, als jeden Stamm einzeln aus dem dichten Wald zu pflücken.

Bevor wir zur Fähre nach Kangaroo Island gelangen, schauen wir uns noch das legendäre Pferdetram in Victor Harbor an und führen auf dem nahegelegenen Flohmarkt ein interessantes Gespräch mit einer Aktionsgruppe zur Legalisierung der freiwilligen Euthanasie in Australien. Würden sie gelten: unsere Unterschriften würden sie kriegen.

 

Montag, 29. Oktober 2012 / Kangaroo Island

Unseren Aufenthalt auf Kangaroo Island haben wir eindeutig zu kurz geplant; zu spät haben wir realisiert, was es hier alles zu sehen gibt (na ja, das gilt ja eigentlich für ganz Australien). Gut und gerne könnten wir hier einen zweiten Tag verbringen und weitere Wanderungen unternehmen, denn das Klima ist angenehm und die Insel grundsätzlich weitläufiger, als wir uns das vorgestellt haben. Allein für den Flinders Chase Nationalpark wäre ein ganzer Tag sinnvoll gewesen. Während sich Marga von den grossen, grösseren und noch grösseren Brechern an den Klippen in ihren Bann ziehen liess, hätte ich den New Zealand Fur Seals noch lange beim Balgen und Baden zusehen können.

Die Remarkable Rocks waren genauso eindrücklich, wie die zweistündige Wanderung zur Snake Lagoon und auch der frühmorgendliche Abstecher zur Murray Lagoon war’s Wert. Schön, wenn die Landschaft noch so unberührt von Touristen im Morgennebel daliegt und die Wasservögel in Ruhe beobachtet werden können. Das Massenspektakel der Pelikanfütterung, wo die All-Inclusives per Reisebus herangekarrt wurden, war dann wieder nichts für uns; eindeutiges Zeichen, dass es mal wieder Zeit war für das abendliche Apérobier.

Überrascht waren wir ob der Tatsache, dass diese Insel, die vermutlich vor 10‘000 Jahren zum letzten Mal mit dem Festland verbunden war und auf der sich die Tier- und Pflanzenarten entsprechend unterschiedlich zum Kontinent entwickelt haben, nicht völlig vor ‚Eindringlingen‘ geschützt wird. So wird hier intensiv Schafzucht betrieben – wir sahen die Sattelschlepper voller Wollträger per Fähre an Land kommen – auch Acker- und Weinbau dient der Bevölkerung zur Einkommensgenerierung. Den Wein finden wir allerdings nicht gerade toll; vielleicht hätten wir stattdessen Schafskäse probieren sollen.

 

Dienstag, 30. Oktober 2012 / Barossa Valley

Und wieder nehmen wir eine Scenic Route um von Cape Jervis an der Südspitze in Adelaides Norden zu gelangen. Nach 4 Stunden gemütlicher Autofahrt und einem süssen Zvierihalt im malerischen Hahndorf, der ältesten deutschen Siedlung Australiens, fahren wir ins Barossa Valley ein. Wein, Wein und nochmals Wein, wohin man schaut. Die Reben stehen in Reih und Glied auf mehrheitlich ebenen Anbauflächen in der Grösse, wie in der Schweiz nur Grossbauern ihren Weizen säen können. Die jungen Pflanzen bringen die ersten Triebe ihres Daseins hervor, ältere Generationen tragen schon volles, hellgrünes Laub. Rolf Clénin würde es vielleicht langweilig, dürfte er in La Neuveville nicht am steilen Weinberg selber Hand anlegen; hier aber wird offenbar alles, bis auf einige empfindliche Traubensorten, maschinell gepflegt und abgelesen.

Das dominierende Visitors Center von Jacobs Creek muss man sicher gesehen haben, wird hier doch die Entstehung und Entwicklung des Weinbaus in Australien veranschaulicht. Viele Schweizer stoppen sicher bei Peter Lehmann, uns reicht die Zeit dafür leider nicht. Daneben ist es aber auch Pflicht, kleinere Produzenten zu besuchen und wir werden von Kay und Carol bei den www.cranefordwines.com sehr herzlich bedient. Mit einer feinen Flasche Merlot, die wir heute als BYO* zum Dinner geniessen wollen, verlassen wir das ehemalige Feuerwehrgebäude von Truro, kommen aber nicht weit. Gleich auf der gegenüberliegenden Strassenseite steht ein wunderhübsches, altes Gebäude, das von der Winery als B&B betrieben wird. Die ältesten Gebäudeteile sind ca. 160 Jahre alt, die jüngsten (darunter wohl auch einige Einrichtungsgegenstände, wenngleich die letzte Renovation erst ca. 15 Jahre her ist) schätzungsweise 100. Wir machen es uns in der plüschigen Wohnstube gemütlich und lassen den Tag ausklingen.

*Erklärung: In Australien gibt es Restaurants, die keine Alkohol-Ausschanklizenz besitzen. In den meisten dieser Lokale – und auch in manchen anderen – dürfen Wein und Bier durch die Gäste mitgebracht und zum Essen konsumiert werden = Bring Your Own (BYO).

 

Mittwoch, 31. Oktober 2012 / Truro - Murray Bridge - Bordertown - Horseham

Der Wein mundete sehr und wir werden in der Schweiz sicher Nachschub bestellen, liefert Craneford Wines doch auch an www.wyhus.ch in Toffen. Viel näher können wir unsere Ferienerinnerungen kaum auffrischen. Carol, die Winemakerin, hat sich heute früh nochmals persönlich um uns gekümmert und uns den Betrieb und ihre Vorgehensweise zur Weinherstellung vom Einkauf der Trauben bis zur Verschiffung der Flaschen ausführlich erläutert.

Der Rest des Tages verlief eher bedeutungslos: Die schöne hügelige Landschaft wich bald einmal eintöniger Highway-Gegend und in der Stadt Murray Bridge überquerten wir die älteste Brücke über den längsten Fluss Australiens („gähn!“). Danach versuchte mir eine Polizeibeamtin freundlich aber unbeholfen und argumentationslos zu erklären, dass ausgerechnet auf dem Strassenabschnitt, wo sie zufälligerweise ihre Radarpistole auf mich richtet, lediglich 80 km/h gelten, obschon auf solch geraden, übersichtlichen Strecken ohne Häuser oder Strasseneinmündungen 110 km/h die Norm sind. Bekannt ist dies offenbar nur bei den Einheimischen, jedenfalls ist der ältere Herr, der fast gleichzeitig mit noch etwas höherer Geschwindigkeit reinrasselte, sicher auch nicht der typische Raser – sondern Schweizer. Wir kennen solch einträgliche Fallen ja von unseren eidgenössischen Uniformträgern und so habe ich halt die Fund Raising Aktion finanziell unterstützt. Vielleicht bin ich nun auch Ehrenmitglied oder Inhaber von ein paar Aktien der südaustralischen Polizeiinstitution; so genau habe ich den Akzent der Dame nicht verstanden.

 

Donnerstag, 1. November 2012 / Horseham - Halls Gap (Grampians NP)

Zusammen mit ein paar Hexen auf dem Gehsteig ging Halloween gestern ziemlich unspektakulär an uns vorüber. Unsererseits haben wir die weissen Kangaroos von Horsham nur von Weitem betrachtet und den Abend in einer Sportsbar verbracht. Das packende Finale der World Series of Poker inspirierte unsere eigenen Spieltaktiken, die wir bei nächster Gelegenheit praktisch anwenden wollen.

Riesige Weizenfelder, die uns in ihren Dimensionen an das grosse Moos im Seeland erinnern, Getreidemühlen, Wollhändler, Holzverarbeitungsbetriebe – die Gegend lebt offenbar stark von der Landwirtschaft. Da wir aber die Touristenattraktion „Woll-Fabrik“ einfach nicht finden konnten, stoppten wir für eine knappe Stunde bei einer Trödelhändlerin und ihrem privaten Flea Market. Ohne jegliche Alteisenkäufe machten wir uns danach auf in den Grampians Nationalpark. Hatten wir gestern noch bei über 30 Grad geschwitzt, stieg das Thermometer heute kaum über 13 und dazu ging wieder einmal ein eisiger Wind. Wir haben in den Sandsteinhügeln der Grampians mehrere Kurzwanderungen unternommen und wieder mal Felsformationen und spektakuläre Wasserfälle bildlich festgehalten, obschon uns der Wind auf den ‚Balconies‘ fast die Kamera aus den Händen riss. Flora und Fauna lassen uns auch immer wieder angeregte Gespräche führen. Da sich visuelle Begegnungen mit den scheuen Wildtieren in Grenzen halten, beginnen wir, uns mit ihren Spuren und Hinterlassenschaften zu unterhalten und so interessieren wir uns plötzlich für Exkremente und stellen Mutmassungen über Schleifspuren an.

 

Freitag, 2. November 2012 / Halls Gap - Portland - Port Fairy - Port Campbell

Die Stadt Hamilton bezeichnet sich noch heute als Woll-Hauptstadt der Welt. Ob das Naturprodukt aber noch den Stellenwert von früher hat, bezweifle ich ob all der Kunstfaser-Konkurrenz. Jedenfalls ist das Infozentrum in den 3 überdimensionierten Wollballen schon ziemlich heruntergekommen. Schafe grasen aber trotzdem noch zahlreich auf den Weiden; vielleicht sind sie heute gefragter für ihre zarten Racks?

Den Abstecher nach Portland hätten wir uns sparen können; einzig der ‚Petrified Forest‘, der eigentlich gar keiner ist, war interessant. Aber Port Fairy ist hinreissend: Ein ruhiges, verschlafenes Städtchen, wo aber – bei Wishart am Hafen – immer noch weit und breit die besten Fish & Chips zubereitet werden.

Und dann, als der Himmel zwischenzeitlich wieder aufreisst, sehen wir die ersten Klippen der Great Ocean Road… Wow!

 

Samstag, 3. November 2012 / Great Ocean Road - Melbourne

Nun, heute hält sich der Himmel wieder ziemlich bedeckt. Schade, denn die schroffe Limestoneküste kontrastiert bei Sonnenlicht wunderbar in ihrem leuchtenden Gelb mit dem blauen Himmel und der weissen Gischt der Brandung. Aber auch so sind die erodierten Felsformationen beeindruckend, wenngleich das Gefolge Jesu‘ stetig abnimmt: Von den ‚12 Aposteln‘ stehen, wenn ich richtig zähle, nur noch deren 8. Die anderen haben vor Wind, Regen und Wellenschlag kapituliert und sind eingestürzt.

Historisch interessant sind vor allem die zahlreichen Schiffsunglücke, die sich an dieser Küste ereignet haben. Genau wie heute, kamen Ende des 19. Jahrhunderts Tausende ‚Boatpeople‘ voller Hoffnung angesegelt und manche ertranken vor Erreichen des ersehnten Ziels. Wenigstens blies den erfolgreich gelandeten damals nicht auch noch der politisch kalte Wind der heutigen Zeit entgegen.

Apropos blasen: Gestern wurden wir doch tatsächlich auf offener Strasse wieder mal von einem Wegelagerer in Uniform angehalten, bzw. dazu angehalten, ins Röhrchen zu blasen. Aber so spendierfreudig bin ich nun wirklich nicht, dass ich den gleichen Verein zweimal hintereinander unterstütze. Dann doch lieber den Wilderness Park, wo schon das Kassenfräulein mit ihren Rastazöpfen, ungewaschenem Gesicht, passendem T-Shirt, zerrissener Jeansshorts und erdverklumpten Kampfstiefeln aussieht, wie Teil des hiesigen Wildlifes. Die Roos liessen sich – im Gegensatz zum Fräulein – streicheln und fotografieren, die Emus blickten verdattert wie Emus und die Wallabys nahmen einem das Futter direkt aus der Hand.

Wild gings auch an der Bells Beach (auch genannt Hells Beach) zu, wo die grossen Jungs im kalten Wasser auf ihren schnittigen Brettern zunächst mal wie Fliegen auf dem Bier herum lagen und auf die richtige Welle warteten. Dann aber zackig aufs Brett: In eleganten Schwüngen kamen die Surf Boys herangeglitten. Cool, wenn man’s kann!

Heute vermisse ich mein Motorrad! Spätestens ab Port Campbell, wo wir übernachtet hatten, kompensiert die Great Ocean Road sämtliche im Norden fehlenden Kurven. Links, rechts, links… es kommt uns vor, wie letztes Jahr, als wir in Norwegen während Tagen entlang der Fjorde gecruist sind.

Spätestens in Melbourne wäre dann das Biker-Outfit wieder fehl am Platz gewesen. Schon in unseren Wanderklamotten fühlen wir uns völlig underdressed, denn – was wir im Vornherein nicht wussten – es ist Melbourne Cup! Das Pferderennen, das seit über 180 Jahren hier ausgetragen wird, lässt Partystimmung aufkommen. Von überall her reisen die Australier an, die Hotelpreise schnellen auf das Doppelte der üblichen Rates (zum Glück haben wir noch kurz vorher über einen Schweizer Anbieter günstig buchen können), denn es ist langes Weekend. Die Männer tragen ihren Hochzeitsfrack und die Ladies Hut und kurze, kürzere, tief ausgeschnittene und doch meist elegante Cocktailkleidchen.

Wo die Männer den Abend ausklingen lassen, weiss ich nicht. Wir trafen hauptsächlich flüssig angeheiterte, ausgelassene, aufgedrehte Frauen in Feststimmung; it’s a girls night out! Und wir haben bereits wieder unser Lieblingslokal gefunden: Beim Mexikaner www.touchehombre.com im Greek Precinct erhält man einen der besten Margaritas – und damit kennen wir uns doch ein bisschen aus – aber auch gutes Essen, kombiniert mit einem sehr freundlich Service durch das junge Team.

 

Sonntag, 4. November 2012 / Melbourne

Wir machen mal wieder einen auf good tourist, unternehmen eine Busrundfahrt, schlendern durch den Queen Victoria Market, mampfen eine Bratwurst und fahren auf den Eureka Tower. Aus dem 88. Stockwerk haben wir tolle Ausblicke auf die Stadt und die Hotspots wie den MCG (Melbourne Cricket Ground), Roger Federers Rod Laver Arena, die Formel-1-Strecke um den Albert Park und die Docklands.

Eine Erfrischung an der kleinen Bar auf dem Brückensockel mitten im Yarra River und dann die Bootsfahrt nach Williamstown zum Eis essen. Auf dem Weg erleben wir aus nächster Nähe, wie die Ozeanriesen in enormer Geschwindigkeit mit Containern beladen werden. Sonntag und Melbourne Cup hin oder her: Standzeiten kosten Zehntausende von Dollars jeden Tag.

Nach dem Besuch einer schmalen Restaurantgasse finden wir eine alternative Hinterhofbar, wo wir uns – auf Paletten sitzend – darüber einig sind: Melbourne gefällt!

 

Montag, 5. November 2012 / Melbourne Cup Day

Kaffee in den Block Arcades und dann zur Parade des Melbourne Cup. Es werden präsentiert: Hauptsponsoren, Co-Sponsoren, Nebensponsoren, ein paar alte Pferde (frühere Cupsieger), weitere Sponsoren und ein paar Jockeys. Das ganze geschmückt mit etwas Musik, Tambourengruppen und hübschen Mädels.

Den Nachmittag verbringen wir dann entlang der Sydney Road in Brunswick; ein Flaniertipp, den man ruhig aus sämtlichen Reiseführern streichen könnte. Später noch ein Bier in der Rooftop Bar und ein interessantes Gespräch mit dem Geschäftsführer von ‚Auski‘. Offenbar kann man in Melbourne davon leben, Skier, Skischuhe und Snowboards zu verkaufen, und zwar das ganze Jahr über, obschon die Saison extrem kurz ist. Die wenigen Aussie Skigebiete liegen nordöstlich, ca. 7 Autostunden entfernt und bieten schlechte Schneeverhältnisse bei extrem hohen Liftpreisen und kurzen Pisten. Wer hierzulande Schneesport betreiben will, bezahlt offenbar jeden Preis.

 

Dienstag, 6. November 2012 / Flug nach Hobart (Tasmanien)

Am Tag der US-Präsidentschaftswahl, d.h. aufgrund der Zeitverschiebung fast 24 Stunden früher, fliegen wir nach Hobart. Ein kleiner Hüpfer von nicht mal einer Stunde, und schon sind wir auf Tasmanien. Die Reise hat bisher absolut super geklappt, aber mit dem vorreservierten Hotel auf der Insel habe ich mich ziemlich vertan – es ist BILLIG! Ich wusste gar nicht, dass man so kleine Zimmer mieten kann (unsere Abstellkammer zu Hause ist grösser).

Das Wetter ist wie erwartet feucht, aber nicht kalt; für einen Stadtbummel gerade recht. Die alten, hübschen Häuschen am Battery Point sind fast allesamt von Rosenstöcken oder anderen Blumensträuchern umgeben und alles, auch die alten Parkbäume, steht in voller Blüte. Am Salamanca Place und an der Waterfront, entlang der Piers flanieren und anschliessend einen Lunch im Irish Pub einnehmen. Hier erleben wir die unglaubliche Kraft des Pferderennsports: Am Grossbildschirm wird das 7. Rennen des Melbourne Cup übertragen (Prinz Charles und seine Stute sind auch auf dem Rennplatz) und das ganze Leben steht still. Es wird kein Bier ausgeschenkt, man wagt kaum zu atmen bis der Zieleinlauf erfolgt ist und einzelne Zuschauer genauso laut jubeln, wie der Besitzer von „Green Moon“, dem Siegerpferd.

 

Mittwoch, 7. November 2012 / Huon Trail

Beim Pferderennen habe ich nicht gewonnen, da auch nicht gewettet. Dass aber mein Lieblingspräsident in den USA wiedergewählt wurde, freut mich doch sehr (da hat meine Hausbank offensichtlich wieder mal aufs falsche Pferd gesetzt). Vernommen habe ich die Good News im Radio, als wir gerade vom Tahune Air Walk zurückkamen. Die Wälder auf Tasmanien sind von tropischer Schönheit. Riesige Farne wachsen dazwischen und die Forstwirtschaft behauptet, nachhaltig zu handeln. Den Baumkronen der riesigen Gum Trees und Eukalyptusbäumen waren wir auf den luftigen Wegen, 43 Meter über dem Huon River, sehr nahe.

Eine kurze Wanderung zum Moränensee Lake Osborne auf knapp 1000 müM und verschiedene Lookouts gaben uns einen Eindruck von Südtasmanien, wo morgen das englische Prinzenpaar erwartet wird (ich glaube, die laufen uns hinterher…). Die Gegend entlang der Küste, der die Bruny Inseln vorgelagert sind, wird offenbar klimatisch begünstigt und auch hier finden sich Vorgärten mit blühenden Büschen, dass einem schier schwindlig wird; riesige Sträucher mit Blüten in allen Farben, Formen und Grössen. Wir seien gerade zur rechten Zeit gekommen, meint die Dame, die uns den Pass für die Nationalparks verkauft. Bis letzte Woche sei es noch sehr kalt und extrem windig gewesen. Na da freuen wir uns doch über unser Timing noch fast mehr, als über den Obama-Sieg.

 

Donnerstag, 8. November 2012 / Mount Field NP - Derwent Bridge

Gestern, im Huon Valley, warens noch Äpfel und Birnen, heute sehen wir ein anderes, uns sehr wertvolles Agrarprodukt: In den reizvollen Wetlands entlang des Derwent Rivers wird Hopfen angepflanzt. Die Strasse kreuzt mehrmals ein stillgelegtes, aber offensichtlich noch unterhaltenes Eisenbahntrassee, bis wir in Westerway, im Cafe by the River, unser Frühstück einnehmen. ‚Flossy‘, den Platypus des Hauses, treffen wir leider nicht an.

Im Mount Field Nationalpark dann der erste Schnee (ich weiss, in der Schweiz hatte man den schon vor Wochen). Das Wetter erinnert in seiner Launenhaftigkeit an Irland: Wenn’s Dir nicht passt, schau in 5 Minuten nochmal nach. So beginnen wir eine 30-Minutenwanderung in wintertauglicher Kleidung und tragen dann alles ausser T-Shirt in der Hand zurück zum Auto. Verschiedene Seen, Wälder, Wasserfälle… man könnte in dieser Gegend tagelang Wanderungen unternehmen. Für die ‚hochalpinen‘ Tracks ist uns die Wetterlage aber doch zu unsicher, weshalb wir schon Mitte Nachmittag die Touristenroute ‚The Rivers Run‘ zu Ende fahren und im gemütlichen Hotel in Derwent Bridge ein Zimmer und einen Platz vor dem ‚cosy fireplace‘, dem Kaminfeuer, beziehen.

 

Freitag, 9. November 2012 / Rivers Run (Queenstown - Strahan)

200 Tonnen Holz verbrauche das Hotel jährlich im Kaminfeuer habe ich da den Begriff ‚tonnes‘ falsch übersetzt? Jedenfalls ist das Derwent Bridge Wilderness Hotel nicht für die hiesigen Temperaturen gemacht. Gerade mal 25 mm dick sind die einlagigen Holzwände – so werden bei uns Geräteschuppen oder Gartenhäuschen gebaut. Die Türen sind nicht einmal ‚Blickdicht‘ – man könnte zwar keine Berner Zeitung zwischen Türe und falten- und dichtungslosen Rahmen durchschieben, gewiss aber den Blick; ähnlich ist’s mit den einfach verglasten Fenstern. Dafür hat offenbar jedes Bett auf der Insel eine elektrische Heizdecke – Marga freut’s.

Das nasse Wetter ist heute besonders heimtückisch: Fahren wir Auto, versteckt es sich und schickt Sonnenstrahlen hervor, aber kaum steigen wir aus um die Gegend zu erkunden, springt es mit dicken Regentropfen und kaltem Wind hinter den Felsen hervor und stürzt sich auf uns. So mehrmals geschehen an den Ufern des Lake Burbury und auf der kurvenreichen Strasse durch die Hügel um Mt Owen, auf dem Weg nach Strahan [Stroh‘n].

Wir haben uns mal angesehen, wo Teile meines neuen iPhones herkommen: Die ehemals reichste Minenstadt der Welt, Queenstown, versprüht nach wie vor eine urchige Western-Atmosphäre mit seinen alten Pubs, dem Post Office und anderen Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert, aber auch durch die alte Eisenbahnlinie, die bis 1932 die einzige Verbindung zur Westküste und zum Rest Tasmaniens darstellte. Während heute nur noch Touristen damit befördert werden, wird in den Bergen weiter Kupfer abgebaut und man arbeitet gleichzeitig an der Behebung der Umweltschäden, insbesondere der weitreichenden Gewässerverschmutzung durch den Erzabbau.

 

Samstag, 10. November 2012 / Gordon River Cruise

Früh aufgestanden und unmittelbar nach dem Frühstück auf der ‚Lady Jane Franklin‘ eingecheckt… heute geht’s auf die Boatcruise auf dem Gordon River. Dass wir die billigste Ticketkategorie gewählt haben, zahlt sich schon bald aus. Aufgrund der geringen Belegung des Boots, werden wir von Trish gebeten, doch auf dem bequemen Sofa Platz zu nehmen. Ihre weiteren Erläuterungen zeugen von viel Spass an der Arbeit und die meisten ihrer Witze verstehen wir auch. Das ist beim Käpt’n leider nicht ganz der Fall. Sein Slang verunmöglicht uns meistens, die ausführlichen Kommentare und eingebauten Jokes zu begreifen; wenn die Australier doch nur Englisch sprächen!

Bei immer besser werdendem Wetter fahren wir durch Hells Gate auf den offenen Ozean, wo die Wellen sogar den stabilen Katamaran ziemlich zum Schaukeln bringen. Zurück im Marquire Harbour, einem riesigen See, der in seinen Tiefen Salzwasser führt und in den oberen Schichten das braune Süsswasser des Gordon und anderer Zuflüsse. Hier werden in schwimmenden Käfigen Forellen von 4 kg Endgewicht gezüchtet. Wendepunkt unseres Ausflugs ist das flussaufwärts gelegene Regenwaldgebiet. Auf einem Spaziergang erzählt Trish viel Interessantes über die Baumbestände dieser World Heritage Area, die zu den ältesten der Welt gehören. Die frühere Verbindung zu Südamerika und der Antarktis wird durch die Jahrtausende alten Hölzer ersichtlich.

Nach einem ausgiebigen und leckeren Lunchbuffet erleben wir Kate! Auf gestenreiche, humorvolle und theatralische Weise erklärt sie uns anschaulich, was auf der Gefängnisinsel Sarah Island vor 190 Jahren abging, bevor die Institution nach Port Arthur verlegt wurde; wenn die Australier doch nur Englisch sprächen!

 

Sonntag, 11. November 2012 / West Coast Wilderness Way (Strahan - Cradle Mountains - Mole Creek)

Unser Ferienabenteuer hat sich wirklich gewandelt; landschaftlich, witterungsmässig und in Bezug auf angetroffene Leute: Wir absolvieren unzählige Höhenmeter bei der Erklimmung von Mason’s Peak (mein Arzt und meine Physiotherapeutin würden mich loben ob des Kraft-, Ausdauer- und Gleichgewichtstrainigs) und geniessen die Naturschönheiten Tasmaniens, wie wir dies schon im Top End, in Western Australia und im Süden des Mainlands taten. Während wir bisher in der Regel alleine oder zumindest mit Gleichgesinnten unterwegs waren, staunen Japanerinnen in Designerkleidchen am Eingang zum Cradle Valley über die Aussage, dass der Nationalpark ausschliesslich zum Wandern und nicht für Sightseeing geeignet sei. Dennoch sehen wir junge Pärchen, die in Lackschuhen oder Flip Flops vor den steinigen Wanderwegen kapitulieren. Den Vogel schiesst aber die ‚Dame‘ ab, die in hochhackigen Schnürstiefeln eher einem Pfau denn einem Wandervogel gleicht.

Bisher war ich froh, nicht zum zahlreichen Roadkill beigetragen zu haben, aber heute wäre ich beinahe mit einem Wallaby zusammengestossen – allerdings war ich zu Fuss unterwegs, als sich das zutrauliche Tier uns in den Weg stellte.

Auf den kurvenreichen Strassen, die mir vorkommen wie Schwarzenburg – Sodbachbrücke und retour (in endloser Wiederholung), liegen so viele tote Tiere, wie sonst nirgends in Australien. Es sind nicht mehr die grossen roten Kangaroos, die an den Standard-PKWs ohne Rammschutz beträchtlichen Schaden anrichteten, aber Echidnas, Koalas, Bandicoots, Possums, Hares usw. lassen dutzendweise auf dem Asphalt ihr Leben. Eine sehr unschöne Begleiterscheinung des artenreichen Wildlifes auf der Insel.

Wir unterhalten uns darüber abends in der Tassie Tiger Bar in Mole Creek mit Doug, dem Besitzer und einigen Jugendlichen aus dem Ort. Der Tasmanische ‚Tiger‘ – eigentlich ein Marsupial (Beutelsäugetier) – der seit 1936 als ausgestorben gilt, wird hier in Geschichten, Legenden und mit aktuellen Berichten von Sichtungen am Leben erhalten. Dies lockt offenbar immer wieder Fernsehteams in die Gegend, was für’s Geschäft nicht schlecht ist. Ich meine, in Dougs Augen ein Zwinkern erkannt zu haben.

 

Montag, 12. November 2012 / Cradle Country - North Coast

Mir scheint, mit dem Platypus, diesem plattfüssigen Schnabeltier, verhält es sich ähnlich wie mit dem Tassie Tiger – alles nur Mythos. Jeder will einen im Gartenteich bzw. im Bächlein hinter dem Haus haben; im Lake Dove wimmle es nur so davon. Komisch, dass die Kerlchen immer gerade was anderes zu tun haben, als sich uns zu zeigen. Sie bauen wohl gerade ein Nest, mögen die Sonne nicht aber auch nicht die Kälte, vermutlich liegen sie grade mit Bauchweh im Bett oder gehen fremd im Nachbarteich. Mir können sie jedenfalls keinen Bären aufbinden. Bevor ich den pelzigen Schwimmer nicht selbst gesehen habe, halte ich das Tier für ein Fabelwesen; alles nur Mythos!

Die Spirit of Tasmania hingegen ist echt und liegt in Devenport vor Anker. Die Fähre benötigt 11 Stunden von Tasmanien nach Melbourne. Wir benötigen für unsere Fahrt ins Grüne – und das ist wörtlich zu nehmen – wesentlich weniger. Es tut schon fast in den Augen weh, diese Farbenpracht. Während viele Bäume noch dunkelgrünes oder rötliches Laub tragen, schlagen andere in hellen Farben aus oder stehen in leuchtender Blüte. Wo bei uns einzelne Geranien auf Fensterbänken Farbtupfer an die Gebäudefronten zaubern, stehen hier riesige Büsche mit tausenden von Blüten in einer Vielzahl von Farben und Formen. Man könnte stundenlang die Vorgärten bewundern. Die Wiesen und Weiden bilden hellgrüne Flächen in unterschiedlichen Ausprägungen, wie wir es von Irland, der grünen Insel her kennen.

Und übrigens: Den Tasmanischen Teufel, den gibts auch. Das grösste fleischfressende Beuteltier schaut im Kindesalter so niedlich drein, dass man nicht glauben möchte, wie es sich später mit seinen Geschwistern um ein Lammviertel streitet. Die kräftigen und scharfen Zähne zerkleinern Fleischbrocken und Knochen und mit viel Gezanke wird alles in Fetzen gerissen. Nur immer schön die Finger weg vom Gehege!

 

Dienstag, 13. November 2012 / Great Western Tiers (Mole Creek - Swansea)

Den heutigen Lunch nehmen wir kurz vor Interlaken, auf dem Alma Pass ein, nachdem wir entlang des Great Lakes über die Hochebene gefahren sind. Die Reise führt uns durch die Great Western Tiers, aber nicht bevor wir das Lime Rock Massiv von innen betrachtet haben, denn schliesslich sind über 200 (manche sagen über 300) Höhlensysteme in diesen Bergen bekannt. Da wir die Ersten (und um diese frühe Zeit noch die Einzigen) Besucher der Marakoopa Caves waren, konnte sich Dawn darauf konzentrieren ein verständliches Englisch zu sprechen und uns alles um die Entstehung, Entdeckung und Bewahrung der wunderschönen Unterwelt zu erklären. Auch Tiere gibt’s im Dunkeln. Am tollsten sind sicher die hier zahlreich vorhandenen Glühwürmchen, die an der Höhlendecke einen Sternenhimmel hinzaubern. Überrascht hat uns zudem, dass man vor zehntausenden von Jahren bereits daran gedacht hat, einen Raum der Stille einzurichten; wenige Meter vom unterirdischen Fluss entfernt, hinter 2 Biegungen, herrscht absolute Ruhe (und Dunkelheit, wenn Dawn denn Lichtschalter dreht). Also kannte man Darkrooms auch schon vor unserer Zeit!?

Danach haben wir in Chudleigh den lokalen Honig getestet und in der Lachszucht ‚41° South‘ bzw. in deren Wetland-Anlage die massigen Raubfische gefüttert. Natürlich gibt’s heute Abend im Beach Chalet in Swansea geräucherten Lachs zum Dinner.

Übrigens: In all den Seen, Flüssen und Bächen haben wir wiederum keinen Platypus entdecken können. Die halten’s wohl wie die Vögel: Immer wenn ich zur Kamera greife, fliegen sie davon.

 

Mittwoch, 14. November 2012 / East Coast Escape (Wyneglas Bay - Richmond)

Wie soll das mit uns noch enden: Schon am Vormittag ein Glas Wein!? Der Abstecher in den Norden hat sich allerdings gelohnt. Im Freycinet Nationalpark (der Name erinnert auch irgendwie an Alkohol) nehmen wir die 485 Höhenmeter über den Mt Dove unter die Wanderschuhe und überblicken von oben die Wyneglas Bay und die Hügelkette The Hazards, die sich auf der schmalen Halbinsel majestätisch erheben. Östlich erstreckt sich das Tasmanische Meer und auf der Landseite der Great Oyster Bay wird der tasmanische Wein angebaut, den Charles und Camilla in Richmond verköstigt haben. Was die können, … und so kommt’s halt, dass wir unseren Tag im Rossstall beenden (ob die Lady hier früher auch mal eine Boxe bewohnte?). Jedenfalls ist das Zimmer in den ehemaligen Stallungen hinter dem Richmond Arms Hotel geräumig, sauber und versprüht rustikalen Charme mit seinen Natursteinmauern.

Donnerstag, 15. November 2012 / Convict Trail (Hobart - Port Arthur)

Australien sei halt noch ein junges Land, sagen die Australier, die Weissen, ohne Berücksichtigung der Geschichte der Aboriginals. Das bisschen Geschichte, das Australien habe, werde entsprechend gepflegt. Und so kommt es, dass immer wieder über die beiden Weltkriege gesprochen wird und dass sämtliche alten ‚Gaols‘ (Gefängnisse) in Museen oder Visitors Centre umgewandelt werden und erhalten bleiben. Die bei uns weit verbreitete Ansicht, dass fast alle weissen Aussies von ehemaligen Sträflingen abstammen, scheint hier niemand zu teilen. Irgendwie hat die Geschichte Australiens drei voneinander völlig getrennt wahrgenommene Phasen: 1. Erforschung und Besiedelung (die Abos sind darin ein Teil der neuentdeckten Fauna) 2. Gefangenenlager Englands (passt gut, denn für die Gewinnung der gefundenen Rohstoffe wie Holz und Kohle, braucht’s eh billige Arbeitskräfte) 3. Gegenwart, so ca. ab 1920, wo alle irgendwie direkt oder indirekt vom Gewinn der Minengesellschaften profitieren und am Wochenende angeln gehen. Die Aboriginals werden bei Rückblicken auf Phase 2 nur am Rande erwähnt und in Phase 3 gänzlich ignoriert. Jedenfalls haben wir im Süden des Landes keine mehr gesehen, auch nicht im Fernsehen – nur in kitschigen Souvenirshops sind industriell gefertigte Boomerangs zu kaufen!

9 Wochen in diesem grossen und auf vielfältige Weise grossartigen Land liessen uns sicher nicht zu soziologischen Experten werden, aber man hat halt so seine Wahrnehmungen und macht sich seine Gedanken; der heutige Besuch der ehemaligen Gefangenenkolonie von Port Arthur und der zugehörigen Coal Mines hat nochmals einiges dazu beigetragen.

Vormittags haben wir Stunden im MONA, dem Museum for Old and New Art, verbracht. Die Institution soll einem einheimischen Gambler zu verdanken sein; diese Geschichte wollen wir zu Hause noch googlen. Der Name ist jedenfalls Programm. Ohne Rücksicht auf die Gefühle der Besucher werden hier alle Arten von Kunst, ungeachtet ihres Alters oder ihrer Herkunft, aufeinander losgelassen. Uns hat’s gefallen!

Morgen fliegen wir wieder rüber aufs Mainland nach Sydney. Wenn wir den Mietwagen abgeben, werden wir insgesamt fast 15‘000 Autokilometer auf der linken Strassenseite hinter uns haben, davon über 3‘000 auf Natur- und Schotterpisten (Kaum zu glauben, dass wir auch abseits der Fahrwege überhaupt was gesehen und erlebt haben). Mein Fazit über die Autofahrer: Grundsätzlich wird hier sehr defensiv gefahren und man gewährt einander Platz zum Spurwechsel (nachahmenswert) oder benützt den Fahrbahnrand, um den schnelleren grosszügig vorbei zu lassen. Dass auf schmalen Landstrassen, je nach Staat, 90 bis 130 km/h erlaubt sind (und prinzipiell auch gefahren werden), ist gewöhnungsbedürftig, aber es hat eben auch nicht so viel Verkehr und für die paar Autos lohnt sich keine richtungsgetrennte Autobahn. Aufgefallen ist uns zudem, dass, wenn doch mal mehrere Autos hintereinander herfahren, sehr dicht aufgeschlossen wird. Was bei uns derzeit prioritär und streng geahndet wird, ist hier absolut kein Thema. Auch das Licht wird in der Regel erst eingeschaltet, wenn man selbst die Strasse nicht mehr erkennen kann. Fährt man, wie in Europa gewohnt, tagsüber mit Licht, wird einem unablässig durch Zeichen klar gemacht, dass man es wohl vergessen hat auszuschalten.

 

Freitag, 16. November 2012 Dienstag, 20. November 2012 / Sydney

Wir werden von Teenagern und erwachsenen Fans umringt, als wir vor dem Hotel aus dem Taxi steigen. Alle warten sie auf die Ankunft der Stars zur Premiere von Skyfall, dem neuen James Bond Streifen, die offenbar heute Abend im Kino gegenüber stattfindet. Ein bisschen enttäuscht, dass wir nicht Promi genug sind, um die Aufmerksamkeit der Leute auf uns zu lenken, beziehen wir unser Zimmer im 13. Stock.

Noch trauriger stimmt uns, dass wir auch für die feierliche Eröffnung des Marguaritaville-Lokals von Jimmy Buffet nicht VIP genug sind. Lucy lässt sich nicht davon überzeugen, dass wir als die Country Music Promis der Schweiz dem Anlass den nötigen internationalen Touch verleihen würden.

So kommen halt andere Lokale in den Genuss unserer Wertschätzung: In der Churrascaria 'Braza' erlebten wir einen Grillabend der Sonderklasse. Während Stunden wurden wir von den Passadores mit Fleisch (insgesamt 34 verschiedene Stücke) bedient. Da werden die Beilagen auf dem Teller nur noch zur Dekoration. Am nächsten Abend genossen wir verständlicherweise Pasta und Salat beim Italiener – nur kein Fleisch mehr, bitte.

Der anschliessende Drink im Hard Rock Cafe wurde musikalisch und optisch begleitet von einem Mambo-Tanzkurs. Eigentlich hätten wir zur Kalorienverbrennung teilnehmen sollen, aber die Tanzfläche war eh schon zum Bersten voll.

Der Tag im Sightseeing Tourbus verschafft uns einen guten Überblick über eine tolle Stadt. Wir fühlen uns auf Anhieb wohl in den verschiedenen Quartieren wie 'The Rocks', Darling Quarter, Chinatown, am Pier beim Opera House usw. Den Freitag lassen wir während der Happy Hour an der Harbourside ausklingen und betreiben mal wieder 'People Watching'.

An der Bondi Beach ziehen wir nochmals Wärme und Sonne rein, relaxen am Strand und betrachten das bunte Treiben von Kinder-Schwimmwettbewerben, Surfschulen und Strandjoggern. Den Chinesischen Garten besuchen wir so nebenbei, genauso wie die Mall im Queen Victoria Building, den speziell riechenden Fischmarkt oder das Museum at the Rocks.

Ganz offiziell auf unserem Programm stand noch das Maritime Museum, wo wir auf Captain Cooks Spuren und dem Nachbau seiner ‚Endeavour‘ wandelten. Gleich daneben gab's Erinnerungen an den Film 'Das Boot'. Echtes U-Boot-Feeling und Erleichterung darüber, dass ich meine Militärkarriere auf Funkstationen in den Bergen statt in einer Sardinenbüchse absolvieren durfte, machten sich bei mir breit.

Im Aquarium war es dann endlich soweit: Nebst unterschiedlichsten Haien, gemütlichen Dugongs und giftigen Quallen sahen wir endlich unseren ersten Platypus! Einfach herrlich, diese pelzigen, biberschwänzigen und plattfüssigen Paddler, die sich elegant und verspielt im Becken tummelten. Eine einzigartige Spezies, die wir gleich ins Herz schlossen.

Eigentlich wollten wir uns auf dieser Reise bewusst nicht mit den gesellschaftlichen, ethnischen Problemen des Kontinents befassen, sondern einfach die Naturspektakel Australiens bewundern. Aber schon mehrmals habe ich das schwierige und ungelöste Thema der Aboriginals erwähnt und wir erhielten nochmals einen Schlag in die Magengrube, als wir das Museum of Australia durchstöberten. Man kommt einfach nicht darum herum, sich Gedanken zu machen; so vieles ist im Umgang mit dieser wertvollen Kultur schief gelaufen und die sichtbaren Folgen tun weh.

Unser Tagebuch nähert sich seinem Ende. Wir nehmen Abschied von einem grossen, grossartigen und speziellen Land. Einen letzten Überblick geniessen wir zusammen mit einem herrlichen Dinner im Drehrestaurant 'O'Bar and Dining' im 47. Stock. Nicht der ganze Kontinent aber doch ganz Sydney zieht während des Essens an unserem Fenster vorbei. Ebenso tun dies die vielen wahnsinnig schönen Erlebnisse, Landschaften und Begegnungen der letzten 9 ½ Wochen vor unserem geistigen Auge.

Wir sind dankbar und froh, dass die gesamte Reise weitgehend planmässig und vor allem unfallfrei verlief. Dass wir oftmals vor verschlossenen Türen standen, war der 'Running Gag' des Urlaubs und er tritt nochmals in Erscheinung, als wir einen letzten Drink in unserer Lieblingsbar im Shelbourne Hotel geniessen wollen. Es ist Montagabend, 22:00 h, und in Sydney werden die Gehsteige hochgeklappt.